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Die Bahn und ihr Personal: Auf Abwegen

Ausgerechnet ein Aufsichtsratsmitglied fordert jetzt, dass Bahn-Mitarbeiter vorzeitig ihren Urlaub abbrechen, um die Misere zu beseitigen, die der DB-Konzern zu verantworten hat. Dabei soll doch der Aufsichtsrat den Vorstand vor Dummheiten bewahren.

Ausgerechnet ein Aufsichtsratsmitglied fordert jetzt, dass Bahn-Mitarbeiter vorzeitig ihren Urlaub abbrechen, um die Misere zu beseitigen, die der DB-Konzern zu verantworten hat. Dabei soll doch der Aufsichtsrat den Vorstand vor Dummheiten bewahren. So nicht! Sparen, sparen, sparen – das war jahrelang das Ziel der Deutschen Bahn. Und gespart hat sie auch. So kräftig, dass sie jetzt den Zugverkehr drastisch einschränken muss, weil Personal fehlt. Zurzeit ist „nur“ der Hauptbahnhof in Mainz betroffen; doch der Mangel an Fahrdienstleitern, die Weichen und Signale steuern, ist bundesweit vorhanden. Dass es nun Mainz erwischt hat, wo von 15 Mitarbeitern drei in Urlaub und fünf krankgemeldet sind, kann Zufall sein, muss es aber nicht.

Wenige Tage vor der Personalmisere sind beinahe zwei S-Bahnen zusammengekracht, und sofort wurde auch der zuständige Fahrdienstleiter in die Ermittlungen einbezogen. Vielleicht wollen die Mitarbeiter dort jetzt ein Zeichen setzen, dass die Grenze der Belastbarkeit überschritten ist. Wenn Mitarbeiter auf freie Tage verzichten müssen oder zwei Arbeitsbereiche übernehmen, weil Personal fehlt, steigt auch die Gefahr, dass Fehler passieren. Verantworten muss sich dann der Fahrdienstleiter unten und nicht der Vorstand oben. Dass nun ein Vorstandsmitglied vom Bereich Netz, das für die Stellwerke zuständig ist, gehen muss, ist ein Zeichen ohne Wert, wenn es stimmt, dass sein Abgang ohnehin vorgesehen war und jetzt nur früher erfolgt.

Doch egal, ob die Mainzer bei den Krankmeldungen etwas nachgeholfen haben oder nicht: Sie haben erreicht, dass der DB-Vorstand handeln muss. Zu groß ist der bereits jetzt angerichtete Schaden – für die Fahrgäste, die mit ausfallenden und überfüllten Zügen zurechtkommen müssen – und für das Image der Bahn. Dass Züge nicht in Betrieb gehen, weil es bei der Zulassung hakt, lässt sich verschmerzen. Dass es in den Betriebszentralen und Stellwerken, also mitten im Herzen der Bahn, zu wenig Personal gibt, aber nicht. Patrick Döring, der FDP-Generalsekretär und Bahn-Aufsichtsrat, der die Rückkehr der Mitarbeiter aus dem Urlaub will, sollte den populistischen Wahlkampf einstellen und seine Aufgabe erledigen: Dafür sorgen, dass der Vorstand die Deutsche Bahn so steuert, dass sie funktioniert.

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