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Meinung: Die Berliner Krise: Ausmisten nicht vergessen

Die Berliner Landespolitik ist eine fleißige Henne. Jeden Tag wird ein neues Ei gelegt.

Die Berliner Landespolitik ist eine fleißige Henne. Jeden Tag wird ein neues Ei gelegt. Am Wochenende waren es Meldungen über Mauscheleien bei der öffentlichen Auftragsvergabe für eine Universitätsbibliothek. Der Projektentwickler Groth und das Ingenieurbüro Ruths, in Berlin altbekannte Namen, kamen wieder einmal in die Schlagzeilen; in den achtziger Jahren hatten sie kaum herausgefunden. Es ging damals - und es geht jetzt wieder - um den bundesweit berüchtigten Berliner Filz. Mag sein, der Kölner Klüngel ist auch nicht von Pappe, die Amigos in Bayern haben ihren Charme und die Freundesdienste unter Genossen in Nordrhein-Westfalen können sich ebenfalls sehen lassen. Aber in Berlin haben sich jetzt so viele Ärgernisse angesammelt, dass scharfe Schnitte unvermeidbar sind. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Der CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky nimmt Abschied, der Aufsichtsrat der Bankgesellschaft wird am Dienstag weitere personelle Konsequenzen ziehen. Die Senatsbauverwaltung lernt vielleicht, dass in dieser Stadt nicht nur Groth und Ruths und Otremba und Trigon planen und bauen können. Und kein Politiker nimmt mehr Wahlkampfspenden in bar entgegen. Neue Zeiten brechen an? Vielleicht. Dazu ist weitere Aufklärungsarbeit nötig. In aller Öffentlichkeit. Vor allem bei der Bankgesellschaft sind längst nicht alle dunklen Abgründe ausgeleuchtet. Und dass alle Fälle von Filz und Korruption, die im Berliner Bauboom der letzten zehn Jahre gediehen, bereits aufgedeckt sind, wird auch der nicht glauben, der stets nur das Gute im Menschen sieht. Die Bauernregel lautet also: Das Feld neu bestellen, aber das Ausmisten nicht vergessen.

za

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