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Meinung: Die Energievormacht

Immer wenn es kalt wird, lässt Russlands staatlicher Energieriese Gasprom die Muskeln spielen. Vor einem Jahr am 1.

Immer wenn es kalt wird, lässt Russlands staatlicher Energieriese Gasprom die Muskeln spielen. Vor einem Jahr am 1. Januar drehte er der Ukraine den Gashahn ab, um höhere Preise zu erzielen und das ukrainische Leitungsnetz zu übernehmen. Dieses Jahr drohte man Weißrussland mit einem Neujahrsboykott. Und immer spielen sowohl wirtschaftliche wie politische Hegemonialbestrebungen eine Rolle: Gasprom will von der Quelle bis zum Kunden das ganze Energiegeschäft in der eigenen Hand haben. Das hilft im Gegenzug auch dem Mehrheitseigentümer, dem Kreml. Denn je größer die wirtschaftliche Abhängigkeit der ehemaligen Sowjetrepubliken, desto größer der Hebel Moskaus, mit dem die Ex-Vasallenstaaten im eigenen Lager gehalten werden können. Weißrussland hat am Ende das schlechtere Geschäft gemacht: Es musste einer 50-Prozent-Beteiligung Gasproms an seinen Gasleitungen zustimmen – die Ukraine hatte das ein Jahr zuvor noch abgelehnt. Dieses Jahr fielen auch die Reaktionen Europas noch wortkarger aus als im Jahr zuvor. Das ist verständlich, weil das autokratische Regime von Alexander Lukaschenko wenig Sympathie im Westen genießt. Aber ob es auch klug ist, darf bezweifelt werden. Die russischen Erpressungsversuche werden nicht dadurch verschwinden, dass sich Europa wegduckt. Die wirksamste Politik gegen Moskaus Gasimperialismus wäre aber, unsere Energieabhängigkeit drastisch zu vermindern. clw

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