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Meinung: Die Freiheit der Mehrheit

Zweieinhalb Jahre ist es her, dass die Nato den serbischen Vertreibungskrieg im Kosovo beendete. Die Übergangsverwaltung hat sich Zeit gelassen, bis sie das Schicksal der Republik in die Hände der Bürger legte - weit mehr als in Bosnien.

Zweieinhalb Jahre ist es her, dass die Nato den serbischen Vertreibungskrieg im Kosovo beendete. Die Übergangsverwaltung hat sich Zeit gelassen, bis sie das Schicksal der Republik in die Hände der Bürger legte - weit mehr als in Bosnien. Der Verlauf dieser ersten freien nationalen Wahl, die die Kosovaren überhaupt je erlebt haben, gibt ihr Recht. Im Großen und Ganzen verlief der Tag friedlich. Das hat auch damit zu tun, dass auf die gescheiterte ethnische Säuberung der Serben seit Sommer 1999 Racheakte der Albaner folgten; die serbische Minderheit ist zum Großteil aus Kosovo geflohen. Sie durfte mitwählen, die OSZE hat den Kreis der serbischen Wahlberechtigten sogar so großzügig gefasst, dass Bedenken aufkamen. Auch die hat der gestrige Tag widerlegt. Die serbische Beteiligung war geringer als erwartet. Die Kosovo-Serben sind gespalten. Ein Teil möchte die alte Heimat nicht aufgeben, will politisch vertreten sein. Ein anderer hat resigniert. Nur wenige sehen in dem Verlust des historischen serbischen Kernlands Kosovo eine unvermeidliche Folge der jahrzehntelangen brutalen Unterdrückung der Kosovaren durch Belgrad. Neues Miteinander wird erst möglich sein, wenn eine Mehrheit bereit ist, diese Zusammenhänge anzuerkennen. Zunächst einmal stärkt die Wahl den Willen zur Unabhängigkeit.

cvm

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