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Meinung: Die Heimat liegt in Europa

TREFFEN DER SCHLESIER

Einseitig das Leid der Deutschen zu beklagen, ohne das zum vorher verursachten Leid durch Deutsche in Beziehung zu setzen – solche Töne der Vertriebenen müssen der Vergangenheit angehören. Nur damit wird es leichter, über das Unrecht der millionenfachen Vertreibung offen zu reden. Eine Diskussion bringt weiter als eine Entschuldigung, wie sie die Schlesier von Polen gefordert haben. Die so genannte Bekenntnisgeneration hat auch die Pflicht, Verdrängung zu verhindern – auf ihrer Seite. Frei nach Ralph Giordano: Wahrhaftigkeit und Erinnerung sind Voraussetzung für Aussöhnung. Einer achte die Erinnerung des anderen, heißt das im zusammenwachsenden Europa. Die Sehnsucht nach Heimat ist nicht zu bestreiten; aber die Schlesier haben darum noch nicht das Recht auf ihrer Seite. Polens Vertreibungsdekrete sind aufgehoben, aber das Ende ihrer Wirkung kann nicht dekretiert werden. Tief sitzt die Verlustangst derer, die seit Jahrzehnten in Schlesien leben. In der EU und für die EU ist also noch Jahre Vertrauensarbeit zu leisten. Aber währenddessen reift die Zeit, mit Polen über Diskriminierungen der Gegenwart zu reden. Und das Schicksal von 110000 Zwangsarbeitern. cas

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