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Die Nacht von Kundus: Was wird da vertuscht?

Verteidigungsminister zu Guttenberg warnt in der Kundus-Affäre vor Hysterie. Dabei ist eher die Informationspolitik des Verteidigungsministeriums und der Bundesregierung hysterisch.

Der neue Bundesminister der Verteidigung, Karl-Theodor zu Guttenberg, findet die öffentliche Diskussion über das Bombardement von Kundus etwas hysterisch. Und er warnt vor einer Diskreditierung der deutschen Soldaten in Afghanistan durch den Untersuchungsausschuss des Bundestages.

Bei diesem Ausschuss handelt es sich, daran muss im Zusammenhang mit der Diskreditierungswarnung des Ministers erinnert werden, nicht um eine unberechenbare Ansammlung von Abgeordneten, sondern um den Verteidigungsausschuss, der sich als Untersuchungsauschuss konstituieren wird. Wenn der bisherige Eindruck nicht täuscht, ist das Einzige, was man in dieser Affäre bislang mit hoher Treffsicherheit als hysterisch und diskreditierend bezeichnen kann, die Informationspolitik des Verteidigungsministeriums und der Bundesregierung. Was in der Nacht des 4. September im deutschen Feldlager in Kundus und in seiner Umgebung wirklich geschehen ist, kann nach wie vor nur phasenweise rekonstruiert werden. Inzwischen weiß man jedoch, dass bereits in dem offiziellen Bericht der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan, Isaf, vermerkt wird, der kommandierende deutsche Offizier habe nicht die entführten Tanklastzüge, sondern die in ihrer unmittelbaren Nähe versammelten Menschen bombardieren lassen wollen. Dieser Bericht liegt seit Anfang Oktober vor. Der Verteidigungsminister muss ihn also gekannt haben.

Warum wird die Öffentlichkeit nach wie vor wenn nicht direkt belogen, dann doch nur so bruchstückhaft informiert, dass man nach der dahintersteckenden Absicht fragen muss? Hat das Kanzleramt tatsächlich ein entschlosseneres Vorgehen gegen die Taliban verlangt und wagt die Regierung nun nicht, zuzugeben, dass dies ein Krieg mit allen Verstrickungen geworden ist – ein Krieg, der nicht nur von den Amerikanern geführt wird, sondern auch von deutschen Soldaten?

Gerd Appenzeller

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