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Meinung: „Die Nato sollte Russland aufnehmen“

Um ein Haar wäre er noch CSU-Bundestagsabgeordneter geworden. Das war, als Horst Teltschik, der erste Ministeriale, der in Deutschland „Sicherheitsberater“ genannt wurde, die Nase voll davon hatte, immer der Prügelknabe der FDP zu sein.

Um ein Haar wäre er noch CSU-Bundestagsabgeordneter geworden. Das war, als Horst Teltschik, der erste Ministeriale, der in Deutschland „Sicherheitsberater“ genannt wurde, die Nase voll davon hatte, immer der Prügelknabe der FDP zu sein. Die blockierte mehrmals erfolgreich seine Ernennung zum Staatssekretär im Kanzleramt. Zu der Zeit, in den 80ern bis zur Wiedervereinigung, führte Hans-Dietrich Genscher das Außenamt und wachte argwöhnisch, was der 1940 in Nordmähren geborene spätere Bayer nun wieder machen würde. Und er machte viel, auch durch langfristig aufgebaute Kontakte in die Sowjetunion, nach China, in die USA. Seine Diplomarbeit hatte Teltschik – der übrigens am Otto-Suhr-Institut der FU Assistent von Richard „Rix“ Löwenthal war, dem SPD-Vordenker – schon über den chinesisch-sowjetischen Konflikt geschrieben.

Wenn Helmut Kohl mit Reagan oder Bush sr. sprach, war Teltschik nicht weit. Als Kohl 1990 von Gorbatschow die deutsche Souveränität wollte, schickte er Teltschik. Das berühmte Treffen im Kaukasus, bei dem Kohl den Schlüssel zur Einheit abholte, war, was die Vorbereitung betrifft, nicht zuletzt Teltschiks Werk – durch mehrere Treffen mit „Gorbi“. Und ganz zum Schluss beschleunigte er die Einheit durch seinen öffentlich gewordenen Satz, die DDR stehe vor der Zahlungsunfähigkeit. Daran zeigt sich übrigens auch: Unter einem Mangel an Selbstbewusstsein leidet er nicht.

Kohls Vertrauen hatte Teltschik, eher klein von Statur, aber mit einem beeindruckenden Denkerschädel, von Anfang an. Er war mit ihm in Mainz, war lange sein Büroleiter Bonn, Abteilungsleiter in der CDU-Zentrale und im Kanzleramt. Und immer war er so eine Art „Sonderbeauftragter“, später auch offiziell, ob bei SDI oder den Verhandlungen zum deutsch-polnischen Grenzvertrag (1990).

Ja, und dann ging er plötzlich in die Wirtschaft, 1991. Von der Bertelsmann-Stiftung zu BMW in den Vorstand und als Chef der Quandt-Stiftung, später als Präsident zu Boeing Deutschland. Teltschik war auch da erfolgreich. Vorausschauend außerdem. Noch bei BMW regte er ein weltweites „Forum für Umwelt“ an und förderte den Umweltschutz, der Globalisierung wollte er ein modernes institutionelles, rechtliches und sozio-ökonomisches Regelwerk verpassen. Immer wieder war er konzeptionell früher dran als andere. Heute sagt Teltschik: Russland in die Nato. Mal sehen, wann das passiert.

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