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Meinung: Die Sekte lebt

KREUZBERG IN DER GLOBALISIERUNG

Die globale Wirtschaftskrise tobt und der Sittenverfall nimmt Ausmaße an – also nein. Wir sind empört. Und verunsichert. Darum werden nun alle konservativ. Man küsst den Damen wieder die Hand, und in Wilmersdorfer Wohnzimmern finden sich plötzlich Kronleuchter. Auch in Kreuzberg wird man nostalgisch – auf alternative Art. So hat der ideelle Gesamtkreuzberger Christian Ströbele (63) sich jetzt vom Comic-Zeichner Seyfried ein Wahlplakat malen lassen, das die guten alten Zeiten aufleben lässt. Da sind die fröhlichen Punker von nebenan, ein Mann mit Pudelmütze umarmt eine Linde, böse Politiker entfliehen mit sich öffnenden Aktenkoffern, aus denen Geldscheine flattern. Rechts vorn finden sich Demonstranten, also die Guten. Sie lachen so ausladend, dass man nur hoffen kann, sie sind ordentlich bekifft und nicht chronisch schwachsinnig. Einer von ihnen trägt das hochpolitische Plakat „Ströbele wählen – Fischer quälen.“ In der Mitte steht Er, der Held von gestern und morgen: Ströbele, der den Wahlkreis gewinnen muss, um in den Bundestag zu kommen. Unter ihm geht die rote Sonne auf. Wenn nicht durch ihn. Die Sekte lebt, das Gestern ist im Kommen. Ströbele wird siegen. Stoiber auch. Man trägt wieder Kronleuchter. bul

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