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Meinung: „Du kannst alles kaufen …

… und alles verkaufen. Es ist nur eine Frage des Preises.

… und alles verkaufen. Es ist nur eine Frage des Preises.“

Niemand hat Flavio Briatore jemals besser beschrieben als der alte Luciano Benetton. „Okay, er ist ein Rowdy“, sagte der Gründer der nach ihm benannten Modekette einmal über seinen Weggefährten, „aber er ist auch ungeheuer sympathisch.“ Mit seinen sympathisch-rowdyhaften Methoden wird Flavio Briatore als Chef des Renault-Teams am Ende der Formel-1-Saison wohl zum dritten Mal Weltmeister werden.

Kaufen und verkaufen – das ist Briatores Lebensmotto. Nach einer Reihe mehr oder weniger dubioser Geschäftsideen, die ihn unter anderem an Skilifte, aufs Börsenparkett und fast bis ins Gefängnis führten, traf er Ende der Siebzigerjahre Luciano Benetton und bot ihm an, die Expansion seiner Modekette in die USA voranzutreiben. Schon damals zeigte sich: Briatore ist ein Verkaufsgenie ohne Skrupel. 1989 übertrug ihm Benetton deshalb eine besondere Aufgabe: die Leitung seines Formel-1-Teams.

Auch wenn man es ihm nicht abnehmen mag, Flavio Briatores Beitrag zur Formel 1 beschränkt sich nicht nur darauf, seine Model-Bekanntschaften wie Naomi Campbell und Heidi Klum ins Fahrerlager zu holen. „Ich glaube nicht an Erfolg“, sagt der 55-Jährige. „Ich glaube an Arbeit und Opferbereitschaft.“ Briatores Handy ist rund um die Uhr angeschaltet, und angeblich hat er noch nie mehr als vier Tage Urlaub am Stück gehabt.

Sein Beitrag zum Erfolg des Teams ist allerdings weniger praktischer als eher motivierender Natur. „Briatore kann ein Lenkrad nicht von einem Wagenrad unterscheiden“, sagte der ehemalige Formel-1-Pilot Gerhard Berger einmal. „Er lebt nur für die Vermarktung, vorrangig die eigene.“

Kaufen und verkaufen – so handelt Briatore auch im Motorsport. „Formel 1 ist auch Business“, erklärt er. Als der Italiener 1997 von Benetton entlassen wurde, hielt er sich drei Jahre lang über Wasser, indem er alte Motoren erwarb und unter neuem Namen teuer an Rennställe weiterverscherbelte.

Flavio Briatore hat ein Gespür für das große Geschäft. Er holte den unbekannten Michael Schumacher in sein Team und machte ihn zum Weltmeister. Jetzt könnte ihm das Gleiche mit Fernando Alonso gelingen. Mit einem Sieg in Ungarn am Sonntag wäre dem Spanier der Titel kaum noch zu nehmen. „Manchmal ist mir, als würde ich mir denselben Film noch einmal ansehen“, sagt Briatore. „Ich hasse normalerweise Wiederholungen. Aber dieser Streifen gefällt mir.“ Wohl auch deshalb, weil er den Hauptdarsteller besonders mag: Flavio Briatore.

Christian Hönicke

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