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Meinung: Eingangstor der Republik

Ästhetische Fragen interessieren die Deutsche Bahn nicht. Alle Anstrengung gilt dem geplanten Börsengang.

Ästhetische Fragen interessieren die Deutsche Bahn nicht. Alle Anstrengung gilt dem geplanten Börsengang. Bahnhöfe taugen da als Renditeträger, nicht als Ausweis einer dem Gemeinwohl verpflichteten Baugesinnung. Und doch ist um die ästhetische Qualität des künftigen Berliner Hauptbahnhofs ein gundsätzlicher Rechtsstreit entbrannt. Heute spricht das Landgericht Berlin sein Urteil über die Klage des Architekturbüros gmp gegen die Bahn, die die unterirdischen Lichtdecken durch ordinäre Flachdecken ersetzen ließ – nach der Verkürzung des oberirdischen Glasdachs der zweite gewichtige Eingriff. Die mutige Klage macht deutlich, dass es nicht um ein gewöhnliches Bauvorhaben geht. Der Hauptbahnhof ist das Eingangstor der Hauptstadt, ja der Republik, in Sichtweite von Bundestag und Kanzleramt. Deshalb wurde der spektakuläre Entwurf nach einem aufwändigen Architekturwettbewerb gewählt. Die „Renaissance der Bahnhöfe“ sollte mit dem Berliner Vorhaben ihre Krönung erfahren – als öffentliches Bauen im besten Sinne. Kein Gebäude der Hauptstadt wird von der Öffentlichkeit stärker benutzt und beachtet werden. Dafür ist nur die beste Architektur gut genug: eine, die Architekten entwerfen und nicht die Kostenstelle Mehdorn.BS

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