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Barbara John war von 1981 bis 2003 Ausländerbeauftragte des Berliner Senats.

© TSP

Ein Zwischenruf: Tragödie trotz Rundum-Familienhilfe

Ein Mädchen stirbt unter den Augen des Jugendamts. Das bedeutet, dass die Erziehungshilfe nicht ausreichend war, um das Kind zu schützen.

Anfang Februar ist in Berlin-Weißensee das Kleinkind Zoe unter Qualen gestorben in der Familienwohnung. Todesursache: Bauchfellentzündung nach einem Riss im Darm – eine Verletzung, die der Zweijährigen vermutlich durch den Lebensgefährten der Mutter (müsste es nicht genauer der „Todesgefährte“ des Kindes heißen?) zugefügt wurde. Ermittelt wird nun gegen beide Erwachsene wegen fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge. Was diesen Fall heraushebt, ist, dass sich das Schicksal des Kindes nicht im Verborgenen entfaltet hat. Im Gegenteil: Es vollzog sich Schritt für Schritt unter den Augen des Jugendamtes und der eingesetzten Familienhelfer, denn die gingen bei der Familie seit langem ein und aus, so die Auskunft der zuständigen Stellen.

Es ist nicht ganz neu, dass auch eine Rundum-Familienhilfe manchmal das Schlimmste nicht verhindern kann. Das ist zwar ein trauriges, aber wohl auch ein realistisches Eingeständnis. Aber, da gibt es eine Aussage der Pankower Jugendstadträtin, die aufhorchen ließ. Sie sagte: „Es hat keine Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung oder auf eine mögliche Gewaltproblematik in der Familie gegeben, Verletzungen seien nicht entdeckt worden. Schließlich ziehen die Betreuer die Kinder nicht aus, sondern helfen bei der Erziehung.“ Bedeutet das nicht, dass die gewährte Erziehungshilfe nicht ausreichend war, um die Kinder zu schützen? Auch beim Zwillingsbruder von Zoe wurden ja mehrere Blutergüsse festgestellt.

Es liegt auf der Hand, und jede Facheinrichtung weiß es, dass eine geöffnete Tür in die Wohnungen von Risikoeltern schon mal viel besser ist als eine geschlossene. Aber es liegt ebenso auf der Hand, dass es doch die Eltern sind, die die meiste Zeit mit den Kindern allein verbringen. Im Normalfall versorgen sie die Spielverletzungen, aber sie können den Kindern auch Verletzungen zufügen, die sie dann vor den Erziehungshelfern wieder „verstecken“, denn die „ziehen die Kinder nicht aus“. Warum nur wurde den Eltern nicht die Auflage erteilt, die Kinder in die Kita zu schicken. Sie ist für viele Kleine schon oft zur Rettungsinsel geworden, denn hier werden Misshandlungen „sichtbar“ beim Waschen, beim Sport, beim Mittagsschlaf. So, wie es lief, hatte Zoe keine Chance.

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