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Meinung: Es grünt das Grün in Rom

Deutschlands Exportschlager: die Ökobewegung in Europa

Zeichen über Zeichen, die Grünen verstehen sich darauf. Sie veranstalten eine europaweite Tagung in Rom, der ewigen Stadt, der Stadt, in der die römischen Verträge der EU geschlossen wurden. Der Stadt, von der aus weite Teile der Erde beherrscht wurden; und der Stadt, in der ein Berlusconi regiert. Sogar Fußball spielen sie da, die Grünen, auch um den italienischen Premier zu ärgern, der zwar einen Fußballverein besitzt, aber das Leder selbst nicht gerben kann.

Zeichen über Zeichen, und man versteht sie schon richtig. Die Grünen werden europäisch, gründen eine eigene Internationale. Wohl dem, der noch Ansprüche hat. Mit Joschka Fischer, der so gerne Europas Außenminister wäre (oder noch würde) und Dany Cohn-Bendit, seinem alten Freund und Weggefährten, dem Archetypen der europäischen Grünen, dem polyglotten Wanderer zwischen Frankreich und Deutschland, als erstem Sprecher ihres internationalen Spitzenteams. Noch gibt es keine gemeinsamen Kandidaten für die Europawahlen im Juni, weil die 25 nationalen Wahlordnungen zu unterschiedlich sind, aber der erste Schritt zur Verständigung der Grünen ist mit diesem Zusammentreffen gemacht. Ein neuer römischer Vertrag gewissermaßen, und ein bisschen historisch ist der auch: Es soll, im selben Saal wie die Verträge von 1957, eine Gründungscharta unterzeichnet werden.

Und das alles, weil es die deutschen Grünen gibt. Darauf dürfen sie schon ein wenig stolz sein. Was aus ihrer Bewegung geworden ist, aus den Radikalökologen, Ökolibertären, Ökosozialisten, Friedensbewegten, Ex-K-Gruppen-Unentwegten und was sich sonst noch zusammenfand? Eine richtige Partei. Eine mit Regierungsmacht und Regierungszank, mit Intrigen und Postengeschacher, Skandälchen und einem Patriarchen. Ein Schelm, der da an Ähnlichkeiten mit lebenden anderen Parteien denkt. Und die Ausstrahlung ist dementsprechend: Aus der Ukraine, Russland und Georgien kommen auch Vertreter nach Rom. Die grüne Bewegung als Exportschlager und Joschka Fischer, der über „Europa als Global Player“ spricht – das ist die Ironie der Geschichte. So setzt sie eben ihre Zeichen.

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