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Meinung: Franz Josefs langer Schatten Von Robert Birnbaum

Es hat einmal Zeiten gegeben in Bayern, da hatte der Familienname Strauß die gleiche Wirkung wie eine Teflonbeschichtung. Die Zeiten sind vorbei, übrigens in Bayern schon länger, als man außerhalb Bayerns denkt.

Es hat einmal Zeiten gegeben in Bayern, da hatte der Familienname Strauß die gleiche Wirkung wie eine Teflonbeschichtung. Die Zeiten sind vorbei, übrigens in Bayern schon länger, als man außerhalb Bayerns denkt. Die Verehrung des Parteiheiligen ist in die Folklore der CSU eingeflossen, was einhergeht mit praktischer Bedeutungslosigkeit. Auch Monika Hohlmeier hat der Mädchenname nichts mehr genutzt. Einst mit Edmund Stoibers Segen ausgesandt, in dem als Intrigantenstadl verrufenen CSUVerband München aufzuräumen, hat sich Hohlmeier zügig in Fallstricken verfangen und verwickelt. Ob sie Opfer war, wie sie selbst behauptet, oder nach Mafia-Manier versucht hat, sich zur Patin der Partei aufzuschwingen, ist letztlich unerheblich. Mit dem von einem Staatsanwalt bezeugten Vorwurf im Nacken, von Wahlfälschung im Bezirksverband mindestens gewusst, wenn nicht sogar sie angestiftet zu haben, bleibt niemand Ministerin.

Der Schaden der Affäre ist regional begrenzt, dort aber beträchtlich. Irreparabel ist er für Hohlmeier selbst. Die resolute 42-Jährige war lange unter die Anwärter auf eine Stoiber-Nachfolge gerechnet worden. Von der Diadochen-Liste ist die Ex-Kultusministerin endgültig zu streichen. Schaden genommen hat damit auch die CSU. Deren Vorrat an überregional bekannten Hoffnungsträgern wird immer überschaubarer. Auch egal, könnte man sagen; aber weil die CSU aus ihrem bundesweiten Anspruch einen großen Teil ihres Erfolgs zieht, ist Bayern viel mehr als andere Bundesländer auf solche Köpfe angewiesen.

Schaden genommen hat schließlich Edmund Stoiber. Er hat an Hohlmeier festgehalten, obwohl sie nicht erst durch Zeugenaussagen im Untersuchungsausschuss in sehr schräges Licht geraten war. Da wird alte Anhänglichkeit mitgespielt haben – menschlich verständlich. Dass aber der Chef der Landtagsfraktion Hohlmeier für den Rückzug dankt, weil jetzt die Fraktion zur Geschlossenheit „zurückfinden“ könne, zeigt, was Stoiber den Seinen zugemutet hat. Was zeigt die ganze Sache noch? Untersuchungsausschüsse können ganz schön wirkungsvoll sein.

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