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Meinung: Freunde reichen nicht

Seit 12 Jahren beraten die UNGremien über eine Reform der Weltorganisation. Da mutet es ein wenig überdreht an, wenn Berlin nun plötzlich in der ganzen Welt hektisch um Stimmen für einen ständigen deutschen Sitz im Sicherheitsrat wirbt.

Seit 12 Jahren beraten die UNGremien über eine Reform der Weltorganisation. Da mutet es ein wenig überdreht an, wenn Berlin nun plötzlich in der ganzen Welt hektisch um Stimmen für einen ständigen deutschen Sitz im Sicherheitsrat wirbt. Doch die Eile hat einen Grund: Im Herbst will Generalsekretär Kofi Annan einen Vorschlag zur Reform der UN vorlegen und es heißt, dass er seine 2007 auslaufende Amtszeit damit krönen will. Da öffnet sich für Deutschland also möglicherweise ein Chance, den eigenen Einfluss in der Welt zu erhöhen, wie sie sich nur alle paar Jahrzehnte einmal ergibt. Der Optimismus Berlins, in den Rang der wichtigsten Weltmächte erhoben zu werden, hat einen Grund: Dass Deutschland den USA in Sachen Irakkrieg die Stirn geboten hat, brachte dem Land viele Sympathien ein, besonders in der Dritten Welt. Und so hofft man, unter den 183 Staaten der UN-Generalversammlung die nötige Zweidrittelmehrheit zu bekommen. So weit, so gut, wenn da nicht die Amerikaner wären. Die USA haben wie Frankreich, Großbritannien, China und Russland ein Vetorecht im UN-Sicherheitsrat. Und der muss dem Reformpaket zustimmen. Washington ist noch immer verstimmt über die Rolle Deutschlands in den letzten zwei Jahren und nicht angetan von Berlins Aufstiegswünschen. Daran wird wahrscheinlich nur ein Regierungswechsel etwas ändern – im November in Washington oder in gut zwei Jahren in Berlin. clw

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