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Meinung: Gabe der Mildtätigkeit

„Papst-Altar kostet 400 000 Euro“ vom 2. September Viele Berliner freuen sich auf den Besuch von Papst Benedict XVI.

„Papst-Altar kostet 400 000 Euro“

vom 2. September

Viele Berliner freuen sich auf den Besuch von Papst Benedict XVI. in Berlin Ende September. Dieser Besuch scheint so wichtig zu sein, dass die damit einhergehenden Kosten offensichtlich keine Rolle spielen. Allein der Altar im Olympiastadion kostet 400 000 €. Angesichts dieser Summe und der sonstigen Kosten des Papstbesuches stellt sich die Frage, wie die katholische Kirche vor dem Hintergrund ihrer ständigen Hinweise, dass auch in Deutschland Armut und soziale Ungerechtigkeit herrschen, wie sie diesen Aufwand moralisch rechtfertigt. Ginge es nicht auch etwas bescheidener? Für den Betrag von 400 000 € könnten in Berlin im Rahmen der Aktion „Ein Dach über dem Kopf“ mit dem Förderbetrag von 60 € pro Monat und Person insgesamt 555 Obdachlose jeweils ein Jahr lang ein Dach über dem Kopf haben. 555 Obdachlose müssten also ein ganzes Jahr nachts nicht auf der Straße stehen – auch nicht in den gefürchteten kalten Berliner Winternächten. Stünde eine solche Gabe der Mildtätigkeit gerade für diejenige Instanz, die die Worte des Teilens und der Nächstenliebe im Munde führt, nicht besser zu Gesicht als ein solcher Altar? Aus meiner Sicht sind Aktionen wie ein Altar für 400 000 € nicht nur Geldverschwendung im großen Stile, sondern auch ein moralisches Armutszeugnis der Berliner Erzdiözese.

Dr. Thomas Kehl, Berlin-Lichterfelde

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