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Meinung: Gesellschaft im Rückwärtsgang

VERWAHRLOSUNG II: FAHRVERHALTEN

Mit Tempo 128 raste am Neujahrstag ein Autofahrer durch die Berliner Innenstadt. Er war nur der schnellste, nicht der einzige. 25 Fahrzeuge wurden überprüft, zehn Raser erhielten ein Fahrverbot: Alltag in der Hauptstadt. Es wird gerast, rücksichtslos geparkt und rote Ampeln werden immer häufiger ignoriert. In Berlin flüchtet außerdem jeder fünfte Unfallverursacher. Das betrifft nicht nur Bagatellschäden; selbst nach einem tödlichen Unfall gibt inzwischen jeder siebte Täter einfach Gas. Es sind vor allem die schwächsten Verkehrsteilnehmer, die Fußgänger und Radfahrer, die Opfer werden. Die Statistik der Polizei kann nur registrieren, dass offenbar jede Grenze fällt und statt des Straßenverkehrsgesetzes das Faustrecht gilt, nicht aber erklären, was in den Köpfen passiert. Die Täter schreckt offenbar nicht, dass die Fahnder nach schweren Unfällen in sehr vielen Fällen den flüchtigen Fahrer ermitteln. Wie wehrt sich die Gesellschaft gegen die Verrohung? Nur in wenigen Fällen wird die bei Fahrerflucht mögliche Höchststrafe von bis zu drei Jahren Haft verhängt. Die Bundesländer reagieren mit technologischer Aufrüstung. Hessen hat bereits einen Gesetzentwurf vorgelegt, per VideoKamera die Kennzeichen aller Autos auszuwerten und mit den Fahndungscomputern der Polizei abzugleichen. Das mag in einigen Fällen sinnvoll sein, doch Big Brother auf den Straßen kann keine Antwort auf die gesellschaftliche Verwahrlosung sein.gn

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