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Meinung: Historische Orte, historische Worte

SCHARON UND DER NAHOSTKONFLIKT

Wenn die Lage so düster ist wie im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, wächst die Neigung, in jedem Sonnenstrahl den Frühlingsbeginn zu sehen. Doch auch Pessimisten müssen zugeben: Es tut sich was. Die Palästinenser wechseln gerade ihre Führung aus und krempeln die Autonomiebehörde um. Und jetzt hat Israels Premier Ariel Scharon zum ersten Mal historische jüdische Orte in der Westbank genannt, die Israel im Zuge einer Friedenslösung wohl aufgeben müsste – schmerzhaft für einen Politiker, dessen Werdegang eng mit der Siedlerbewegung verbunden ist. Das Interview, das die israelische Tageszeitung Haaretz mit Scharon geführt hat, ist aber mehrfach bemerkenswert. Denn deutlich wie nie zuvor gesteht Scharon seine innere Zerrissenheit ein zwischen der emotionalen Verbundenheit mit Teilen der besetzten Gebiete, die er als Wiege der jüdischen Zivilisation sieht, und der Aufgabe, Israel den Frieden zu bringen: „Die rationale Notwendigkeit, zu einer Lösung zu kommen, überwältigt meine Gefühle.“ Zwar sind die Bedingungen, die Scharon für einen Palästinenserstaat aufstellt, schwer zu erfüllen. Dennoch sollte niemand Scharon unterschätzen. In den Jahren als Premier sind seine ideologischen Überzeugungen einem ständigen Erosionsprozess ausgesetzt gewesen. Nun sieht er die Chance, dass die Neuordnung in Nahost die Beilegung des Konflikts zwischen Israelis und Arabern voranbringen könnte. Die müssen ihn jetzt nur beim Wort nehmen. clw

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