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Meinung: …Holland

In ganz Europa streiten muslimische Frauen seit Jahren für ihr Recht, in der Schule ihr Kopftuch tragen zu dürfen – und scheiterten damit immer wieder vor Gericht. In den Niederlanden zog nun eine Frau vor den Richter, um die umstrittene Kopfbedeckung eben nicht tragen zu müssen: Die 32 Jahre alte Samira Haddad wollte als Arabisch-Lehrerin bei einer islamischen Schule in Amsterdam arbeiten.

In ganz Europa streiten muslimische Frauen seit Jahren für ihr Recht, in der Schule ihr Kopftuch tragen zu dürfen – und scheiterten damit immer wieder vor Gericht. In den Niederlanden zog nun eine Frau vor den Richter, um die umstrittene Kopfbedeckung eben nicht tragen zu müssen: Die 32 Jahre alte Samira Haddad wollte als Arabisch-Lehrerin bei einer islamischen Schule in Amsterdam arbeiten. Aber die Schulleitung lehnte ihre Bewerbung ab. Die Begründung: Samira Haddad hatte im Vorstellungsgespräch erwähnt, dass sie kein Kopftuch trage. Die Regeln der konfessionellen Schule schreiben das aber vor – und zwar für alle muslimischen Lehrerinnen. „Die Lehrerinnen müssen den Mädchen ein Vorbild sein. Deshalb haben wir genaue Regeln“, verteidigte der Direktor der Schule, Erik Bijkerk, seine Entscheidung.

Aber die junge Muslimin legte Einspruch ein und gewann in dieser Woche vor der Kommission für Chancengleichheit. Das Urteil: Die Schule darf nicht ausschließlich muslimische Frauen zum Kopftuch-Tragen zwingen. „In einigen christlichen Schulen müssen die weiblichen Lehrkräfte lange Röcke tragen. Solche Regeln sind das Recht der Schulen. Aber sie müssen für alle gelten – nicht nur für eine bestimmte Konfession“, sagt Walter Dressder von der staatlichen Schulbehörde.

Samira Haddad kommt aus Tunesien. Dort ist das Tragen von Kopftüchern in der Schule verboten. Deshalb wollte sich Samira den Regeln der Amsterdamer Schule nicht beugen. Die Schülerinnen reagierten ganz unterschiedlich auf die Revolte der jungen Lehrerin. Einige gaben ihr Recht, andere verwiesen auf die Regeln des Korans und die Vorbildfunktion der Lehrkraft.

Der Fall hat die Diskussion über Kopftücher und andere religiöse Kleidungsstücke in den Niederlanden wieder einmal losgetreten. Das kleine Land, das seit der Ermordung des Filmemachers Theo van Gogh durch einen radikalen Muslim in einer tiefen Identitätskrise steckt, ist wieder einmal auf der Suche nach dem richtigen Weg der Integration. Die Regierung denkt darüber nach, zumindest die Burka in einigen öffentlichen Einrichtungen – wie zum Beispiel Schulen – zu verbieten. Der Stadtrat von Utrecht teilte mit, dass Frauen, die bei Vorstellungsgesprächen Burka oder Kopftuch tragen und aus diesem Grund abgelehnt werden, in Zukunft keine Sozialhilfe mehr bekommen sollen.

Samira Haddad hofft nun, ihren Job als Lehrerin doch noch zu bekommen – und zwar ohne Kopftuch.

Ruth Reichstein

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