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Meinung: „Ich akzeptiere dieses Urteil …

… nicht. Weißer Spitzbart, weiße Gebetskappe, weißes Hemd, darüber ein dunkelgraues Sakko, in der Brusttasche steckt ein Stift: ruhig sitzt der Hassprediger auf dem Stuhl des Angeklagten, selbstbewusst wie immer.

… nicht.

Weißer Spitzbart, weiße Gebetskappe, weißes Hemd, darüber ein dunkelgraues Sakko, in der Brusttasche steckt ein Stift: ruhig sitzt der Hassprediger auf dem Stuhl des Angeklagten, selbstbewusst wie immer. Meist hat er die Hände im Schoß gefaltet, manchmal rückt er kurz seine Brille zurecht. Schmal ist der 66-jährige Islamgelehrte geworden, die Wangen sind eingefallen und faltig nach fast zweieinhalb Jahren Gefängnis. Indonesiens Polizei hatte ihn nach den Bali-Anschlägen verhaftet, wegen Beteiligung soll Baschir jetzt bis Ende 2006 in Haft bleiben. Dabei hatte er die Richter gewarnt, bei Schuldspruch stünde ihnen die Hölle bevor.

Seit fast 40 Jahren will Baschir den Gottesstaat, im islamischen Indonesien sowieso, am liebsten hätte er auch Malaysia und die Südphilippinen dabei. Baschir akzeptiert andere Religionen – wenn sie sich dem Islam unterordnen. Für ihn zählen keine Gesetze, die Parlamente verabschiedet haben, sondern nur Koran und Scharia. Deshalb hat er seit 1978 immer wieder Ärger mit der Justiz.

Baschir floh nach Malaysia. In 13 Exiljahren vermittelte er jungen Männern seine fundamentalistische Islaminterpretation. Manche gingen daraufhin zur militärischen Ausbildung und in den Krieg gegen die Russen nach Afghanistan. 1998 kehrte Baschir zurück nach Indonesien und leitete wieder ein Internat, dass er früher mitgegründet hatte. Seine Botschaft kam an: Einige Schüler wurden Bali-Terroristen oder legten in Jakarta und Makassar Bomben vor so genannte westliche Ziele.

„Dies ist nicht Gerechtigkeit. Möge Gott uns vor dem Bösen und seinen Verbündeten beschützen“, sagt Baschir jetzt zu seinem Urteil. Leise spricht er, wie immer. Und doch hört ihn jeder, weil aus Respekt alle Indonesier lauschen, wenn Baschir redet. Die meisten teilen seine radikalen Ansichten nicht, halten ihn aber für einen frommen Mann. Baschir verehrt Osama bin Laden und findet Ziele und Mittel von Terroristen weitgehend gut. Er selbst kämpfe allerdings friedlich. Dabei weiß er, dass seine Worte und seine Autorität Waffen sind. Wenn Baschir vom „Bösen und seinen Verbündeten“ spricht, weiß jeder, dass er die US-Regierung und deren Partner im Kampf gegen Terrorismus meint. Baschir spricht von einen Krieg gegen den Islam. „Möge Gott die Herzen der Bösen öffnen oder sie zerstören“, sagt er im Gerichtssaal.

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