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Meinung: Im falschen Film

Der Klassiker des Genres heißt „Die Nacht der lebenden Toten“ und kam 1968 in die Kinos. Der Film dauert 96 Minuten und erzählt von Barbaras und Bens verzweifeltem Kampf gegen die Zombies, die Untoten.

Der Klassiker des Genres heißt „Die Nacht der lebenden Toten“ und kam 1968 in die Kinos. Der Film dauert 96 Minuten und erzählt von Barbaras und Bens verzweifeltem Kampf gegen die Zombies, die Untoten. Der Kampf der Europäischen Union mit ihrer eigenen Verfassung dauert inzwischen schon vier Jahre und noch immer herrscht Unklarheit (Barbara war da schneller), ob das Projekt tot oder lebendig ist. Nach der Ablehnung des Verfassungsentwurfs durch die Franzosen und Niederländer im vergangenen Frühjahr weigerte sich Europa, die notwendige Pathologenarbeit zu leisten. Man verordnete sich eine Denkpause. Nun beginnt der Film von neuem. Der Regisseur heißt diesmal Wolfgang Schüssel und der österreichische Kanzler erklärt: „Die Verfassung ist nicht tot.“ Die Zombies haben also Wien erreicht. Dass Schüssel, der bis Juni den Ratsvorsitz der EU innehat, sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt hat, ist verständlich. Dass er auf die strukturelle Reformen, von denen die Union durch die Verfassung profitieren würde, nicht verzichten will, ist auch richtig. Und doch ist er im falschen Film, wenn er glaubt, die EU-Verfassung in ihrer abgelehnten Form ins Leben zurückholen zu können. Schüssel hätte sich Jacques Chiracs Neujahrsansprache anhören sollen (die ja erstmals in 20 Sprachen übersetzt wurde). Chirac schlug darin vor, einzelne Teile der Verfassung in bereits bestehende EU-Verträge zu integrieren. Der französische Präsident hat Recht: Mehr als Transplantation ist nach dem Tod nicht möglich. mos

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