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Ägypten: Im Taumel

Drei Tage lang sah es so aus, als wäre in Ägypten ein Stück Restvernunft zurückgekehrt. Seit der Interimspräsident jedoch am Mittwoch abrupt und offiziell den Schlussstrich unter alle internationalen Vermittlungsversuche zog, muss man für Ägypten das Schlimmste befürchten.

Drei Tage lang sah es so aus, als wäre in Ägypten ein Stück Restvernunft zurückgekehrt. Seit der Interimspräsident jedoch am Mittwoch abrupt und offiziell den Schlussstrich unter alle internationalen Vermittlungsversuche zog, muss man für Ägypten das Schlimmste befürchten. Denn im Lager der neuen Machthaber, die sich mal als „Retter der Revolution“, mal als „Zweite Revolutionäre“ rühmen, sind Tugenden wie Augenmaß, Kompromissbereitschaft, Respekt vor den berechtigten Interessen des Gegenübers sowie Fähigkeit zur politischen Integration noch weitaus dünner gesät, als bei den viel geschmähten Muslimbrüdern. Ohne Zweifel, die politische Kultur in Ägypten ließ schon unter den Muslimbrüdern zu wünschen übrig. Doch was sich jetzt abspielt, ist der komplette Zusammenbruch öffentlicher Besonnenheit. Zweieinhalb Jahre haben die entthronten Mubarak-Eliten auf ihre Machtchance gewartet. Der vom Militär erzwungene Sturz von Mohammed Mursi hat Ägypten in einen chauvinistischen Taumel versetzt, der sich bald in einer nicht mehr zu stoppenden Spirale der Gewalt entladen könnte. Die letzten internationalen Mahner haben die verfeindeten Akteure jedenfalls jetzt nach Hause geschickt.M.G.

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