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Im WORT laut: Beschämend & verfrüht

Der „Spiegel“ druckt Peer Steinbrücks Abschiedsrede im SPD-Vorstand: Und dann ist da ein Landesverband Berlin, der bei dieser Bundestagswahl 300 000 Stimmen gegenüber 2005 verloren hat. Dieser Landesverband und seine Spitzenvertreter haben noch am Freitag, den 25.

Der „Spiegel“ druckt Peer Steinbrücks Abschiedsrede im SPD-Vorstand: Und dann ist da ein Landesverband Berlin, der bei dieser Bundestagswahl 300 000 Stimmen gegenüber 2005 verloren hat. Dieser Landesverband und seine Spitzenvertreter haben noch am Freitag, den 25. September 2009, in der Abschlussveranstaltung vor dem Brandenburger Tor Frank-Walter Steinmeier zugejubelt. Drei Tage später, am Montag, den 28. September 2009, war es dieser Landesverband, der als erster das Revolutionstribunal einrichtete – über die drei Namen, die nun zur Verantwortung zu ziehen seien. Nämlich Franz Müntefering, der kürzlich noch bejubelte Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück. Das ist alles andere als stilsicher, eigentlich beschämend.

Im Deutschlandfunk kommentiert Chefredakteur Stephan Detjen die Vergabe des Friedensnobelpreises an Barack Obama: Der Friedensnobelpreis für Obama – das kann weder als Vorschusslorbeeren noch als Würdigung politischer Leistungen ernst gemeint sein. Der Mann ist noch nicht einmal ein Jahr im Amt. Er hat eine große Rede an die arabische Welt gehalten. Auch das bisher vor allem ein Meisterstück politischer Literatur. Viel mehr als ein Foto mit Netanjahu und Abbas am Rande des UN-Gipfels in New York aber kann die erhofften Erfolge einer neuen Nahostpolitik der USA bisher nicht belegen. Auch in Teheran hat Ahmadinedschad nicht erkennen lassen, dass er die Dialogangebote Obamas mit einer Abkehr von seinen nuklearen Aufrüstungsplänen belohnt. Und ob Afghanistan am Ende nicht das Vietnam Obamas sein wird, kann heute kein Mensch vorhersagen. Sollte das Nobelkomitee diesen Friedensnobelpreis tatsächlich ernst gemeint haben, so hat es zumindest die wichtigsten Kriterien für die Bewertung politischer Leitungen verwechselt: An die Stelle der Tat ist das Wort getreten, an die Stelle des Erfolges die Hoffnung. Wo die Erzeugung größtmöglicher Erwartungen zum Maßstab der Politik wird, verkommt sie zur reinen Heilslehre. Niemandem kann das im Augenblick mehr schaden als Barack Obama selbst, der in diesen Wochen innen- und außenpolitisch in den ernüchternden Niederungen der Realität angelangt ist. Der verfrühte Friedensnobelpreis droht, diesen großen Hoffnungsträger der Welt endgültig unter maßlosen Erwartungen zu ersticken.

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