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Im WORT laut: „Globale Inkompetenz“

Angela Merkels Vorhaben, auf dem anstehenden G-20-Gipfel eine neue, internationale Finanzstruktur ins Leben zu rufen, stößt nicht unbedingt auf Gegenliebe. Vor allem nicht bei US-amerikanischen Journalisten.

Am vergangenen Sonnabend stand in der „International Herald Tribune“ ein Gastbeitrag von Angela Merkel, den sie gemeinsam mit dem niederländischen Premier Jan Peter Balkenende verfasst hatte. Die Hauptbotschaft: Der G-20-Gipfel, Anfang April in London, möge sich vor allem mit einer neuen Finanzarchitektur befassen. Direkt darunter kritisierte einer der Star-Kolumnisten der „New York Times“, David Brooks, diesen Ansatz scharf. Er schreibt:

„Dies ist eine globale Krise, und eine der zentralen Lehren aus der Großen Depression ist, dass globale Krisen eine globale Antwort verlangen. Entsprechend bereiten sich (US-Finanzminister) Tim Geithner und (der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrates im Weißen Haus) Larry Summers auf den G-20-Gipfel mit einer Agenda vor, die den Vorteil hat, das Problem direkt anzugehen: die Koordinierung globaler Stimuli, die Stärkung des Internationalen Währungsfonds, die Bewahrung des freien Welthandels.

Dennoch steuert der G-20-Prozess auf die globale Inkompetenz zu, weil die Europäer diesen Ansatz ablehnen. Stattdessen arbeiten sie auf eine langfristige Architektur zur Regulierung des globalen Finanzsystems hin. (...)

Warum nehmen die Europäer diese Position ein? Erstens glauben viele europäische Staatschefs, dass die Antwort auf jedes Problem eine globale Architektur sei. (...) Zweitens bevorzugen sie es, gewissermaßen kostenlos auf den Konjunkturpaketen der Amerikaner und Chinesen mitzureiten. (...)"

Viele Menschen haben sich gefragt, warum die Weltmächte in kritischen Phasen der Geschichte, etwa während der Versailler Verträge oder Anfang der 30er Jahre, so kurzsichtig waren. Das muss uns nun nicht mehr wundern. Wir beobachten gerade, wie sich die kosmische Kurzsichtigkeit in der Gegenwart wiederholt.

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