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Im WORT laut: Weniger Ideologie, mehr Wissen

„Schluss mit dem Zickenkrieg“, fordert der dänische Familientherapeut Jesper Juul im aktuellen „Spiegel“. Er rät zu einer Versachlichung der Debatte über die Kinderbetreuung:Es hat nie eine große Vergleichsuntersuchung gegeben, die, sagen wir, 20 000 Kinder aus beiden Gruppen (familiäre und staatliche Betreuung) miteinander vergleicht.

„Schluss mit dem Zickenkrieg“, fordert der dänische Familientherapeut Jesper Juul im aktuellen „Spiegel“. Er rät zu einer Versachlichung der Debatte über die Kinderbetreuung:

Es hat nie eine große Vergleichsuntersuchung gegeben, die, sagen wir, 20 000 Kinder aus beiden Gruppen (familiäre und staatliche Betreuung) miteinander vergleicht. Die europäischen Länder, die zurzeit dabei sind, Millionen Kinder aus der familiären Betreuung in staatliche oder private Einrichtungen zu überführen, würden uns allen einen großen Dienst erweisen, wenn sie so schnell wie möglich diese Art von Studien in die Wege leiteten.

Weil uns das Wohl und die Zukunft unserer Kinder so sehr am Herzen liegen, wird die Debatte über die Kindertagesbetreuung oft schnell emotional. Vor allem Mütter verteidigen die Wahl ihrer Entscheidung, indem sie die Meinung der andersdenkenden Mütter abwerten. (...) Ich möchte dringend darum bitten, etwas mehr Spielraum in ihrem Kopf zuzulassen. (...) Eure qualifizierte Stimme ist von großer Bedeutung in dieser Debatte. Aber solange ihr diesen Zickenkrieg zulasst, wird es den Politikern ein Leichtes sein, auf einem Ohr taub zu sein und ihre Beschlüsse durchzubringen. (...)

Dass die deutsche Regierung so kühn war, Eltern von Kindern zwischen ein und drei Jahren einen Krippenplatz zu garantieren, mag politisch ein geschickter Schachzug gewesen sein, doch zeigt die Erfahrung – zum Beispiel in Norwegen –, dass mit solch einem vollmundigen Versprechen immer die Quantität vor die Qualität gesetzt wird. (...) Die bestehende Ausbildung für die Erzieherinnen und Pädagogen ist überholt. Die größte Herausforderung besteht heute darin, für eine Ausbildung zu sorgen, die den Studierenden und Fachkräften ermöglicht, ihr Augenmerk auf das jeweilige Entfaltungspotenzial jedes einzelnen Kindes zu richten, anstatt sich wie bisher auf das zu konzentrieren, was das Kind angeblich nicht hinbekommt, also auf seine Defizite.

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