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Meinung: Im Zelt des Überläufers

BLAIR BESUCHT GADDAFI

Hat Tony Blair das nötig: einem Mann die Hand zu reichen, an dessen Händen so viel Blut klebt – auch das Blut britischer Bürger und Polizisten, die dem jahrzehntelangen libyschen Staatsterrorismus zum Opfer fielen? Gewiss, Muammar al Gaddafi hat inzwischen dem Terrorismus abgeschworen und seine Programme zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen aufgegeben. Doch mit der Danksagung dafür hätte Großbritannien auch einen Sonderemissär beauftragen können – wie die USA, deren NahostGesandter Burns Gaddafi eben erst die Aufwartung machte. Blair wird es um mehr gehen, wenn er sich persönlich ins Wüstenzelt bemüht. Manches deutet darauf hin, dass Gaddafi nicht allein seine Haltung zum Terror und zur Atombombe geändert hat. Er scheint auch zu erkennen, dass der Al-Qaida-Fundamentalismus nicht nur den Westen bedroht, sondern ebenso die säkular ausgerichteten muslimischen Potentaten wie ihn selbst. Blair versucht, Gaddafi vollends aus der islamischen Anti-West-Front herauszubrechen, ihm das Überlaufen zu erleichtern. Libyen braucht Hilfe: um der Wirtschaft, auch der Ölförderung auf die Beine zu helfen und den vielen jungen Libyern eine Perspektive zu geben. Das ist ein Wagnis, aber es ist auch höchste Zeit, es einzugehen. Der Westen muss die islamische Welt dazu bringen, sich gegen Al Qaida zu stellen. Nur dann kann er den Kampf gegen den Terror gewinnen. all

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