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Meinung: In den märkischen Sand gesetzt

Von Michael Mara Zwar versucht Brandenburgs Koalitionsregierung in gewohnter Art und Weise, den Schaden zu begrenzen, ja schön zu reden: Die Zahlungsunfähigkeit der Cargolifter AG komme nicht überraschend, sie habe sich seit langem abgezeichnet, wiegelt Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß ab. Auch eröffne die mögliche Insolvenz neue Chancen für den Standort.

Von Michael Mara

Zwar versucht Brandenburgs Koalitionsregierung in gewohnter Art und Weise, den Schaden zu begrenzen, ja schön zu reden: Die Zahlungsunfähigkeit der Cargolifter AG komme nicht überraschend, sie habe sich seit langem abgezeichnet, wiegelt Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß ab. Auch eröffne die mögliche Insolvenz neue Chancen für den Standort. Doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass eines der wichtigsten Prestigeprojekte des Landes kläglich gescheitert ist: Das größte Luftschiff der Welt sollte der „märkischen Streusandbüchse“ den Durchbruch als Technologie- und Luftfahrtstandort bringen. Der riesige High-Tech-Lastenzeppelin sollte in der ganzen Welt für das moderne Brandenburg werben. Rund 50 Millionen Euro ließ sich das arme Land den schönen Traum kosten.

Ebenfalls nach bewährtem Rezept sucht die Regierung im Nachhinein die Schuld für den Absturz beim Management von Cargolifter: Der Plan, das für Entwicklung und Bau des Luftschiffes benötigte Kapital bei privaten Anlegern einwerben zu können, sei illusorisch gewesen, heißt es plötzlich. Auch hinsichtlich der technischen Machbarkeit habe die Geschäftsführung „lange mit falschen Karten gespielt“. Doch wenn das so ist, wenn sich die Landesregierung von dem von seiner Idee besessenen Carl von Gablenz blenden ließ, muss sie sich erst recht kritische Fragen gefallen lassen: Sind Fördermittel wieder einmal zu leichtfertig ausgereicht worden? Auf wessen Geheiß? Welche Konsequenzen zieht man daraus?

Es mag verständlich sein, dass ein strukturschwaches, unter hoher Arbeitslosigkeit leidendes Land nach jedem Strohhalm greift. Doch bisher hat nicht ein einziges Prestigeprojekt die erwarteten Hoffnungen erfüllt: Von der Waldstadt Wünsdorf, Deutschlands größtem Konversionsprojekt, redet heute niemand mehr. Der Lausitzring dümpelt vor sich hin. Der Traum, die Formel 1 dorthin zu holen, hat sich längst zerschlagen. Bei der Chip-Fabrik in Frankfurt/Oder ruhen die Arbeiten, die Unterzeichnung der Verträge mit dem Hauptfinanzier Dubai wird von Mal zu Mal verschoben. Droht da der nächste Flop? So oder so – Brandenburg muss sich von Prestigeprojekten verabschieden und lernen, Risiken seriös abzuschätzen.

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