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Meinung: „In drei bis acht Jahren kann es passieren“

Mohammed al Baradei ist ein Liebling vieler Europäer. Und man darf vermuten, dass der Friedensnobelpreis, den er 2005 stellvertretend für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) entgegennahm, auch die Belohnung für seine Kritik am amerikanischen Irakkrieg war.

Mohammed al Baradei ist ein Liebling vieler Europäer. Und man darf vermuten, dass der Friedensnobelpreis, den er 2005 stellvertretend für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) entgegennahm, auch die Belohnung für seine Kritik am amerikanischen Irakkrieg war. Nun schlägt ihm aber Ablehnung entgegen auch von manchen, die seinen Irakkurs einst unterstützt hatten.

Das derzeitige diplomatische Vorgehen gegen Irans Atomprogramm baut auf einer Initiative der EU-3-Staaten Frankreich, Deutschland und Großbritannien auf. Die haben nun das Gefühl, Baradei falle ihren Bemühungen in den Rücken, wenn er behauptet, die Forderungen des UN-Sicherheitsrates nach Aufgabe der Urananreicherung sei veraltet.

Tatsächlich untergräbt der 64-jährige ägyptische Diplomat die jahrelangen Bemühungen Europas und der USA, eine geeinte internationale Front gegen Irans Atomprogramm zu schmieden. Und er sendet den Mullahs ein verheerendes Signal: Man muss nur frech genug sein, dann knickt die internationale Gemeinschaft irgendwann schon ein. Baradei hält das europäische Vorgehen für gescheitert – und das, bevor der UN-Sicherheitsrat überhaupt begonnen hat, wirklich schmerzhafte Sanktionen zu beschließen.

Nun ist es nicht zu leugnen, dass die seit fünf Jahren andauernden Bemühungen, Irans Atomprogramm zu stoppen, bisher wenig Resultate erzielt haben. Was Baradei allerdings verschweigt, ist, dass er und seine Behörde reichlich Mitschuld daran tragen, dass Teheran inzwischen 1300 Anreicherungszentrifugen unfallfrei betreiben kann. Es war Baradei, der Berichte seiner Fachleute abmilderte und Iran immer wieder Gelegenheit gab, in letzter Minute nachzubessern, und Teheran so immer wieder Aufschub verschaffte. Wenn also etwas gescheitert ist, dann die Methode Baradei, der stets versuchte, den Mullahs goldene Brücken zu bauen.

Tatsächlich hat Teheran Zugeständnisse der internationalen Gemeinschaft immer gerne kassiert, sich dann aber nicht an getroffene Vereinbarungen gehalten. Kurzum: Die Mullahs haben in den letzten Jahren sehr geschickt auf Zeit gespielt und Baradei ist ihnen auf den Leim gegangen. Es ist also an der Zeit, dass Baradei seine Taktik überdenkt. Wenn er nun aber die Geschlossenheit der internationalen Gemeinschaft torpediert, deutet das auf das Gegenteil hin: Da hat einer aus den eigenen Fehlern nicht gelernt.

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