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Meinung: In seiner Komplexität verstanden

Ach, man möchte ja nett sein und die Sache der Geschlechterforschung nach Kräften unterstützen. Aber dann wird zu diesem Zweck mit viel Geld eine neue Berliner Einrichtung geschaffen – und auf den Namen „GenderKompetenzZentrum“ getauft.

Ach, man möchte ja nett sein und die Sache der Geschlechterforschung nach Kräften unterstützen. Aber dann wird zu diesem Zweck mit viel Geld eine neue Berliner Einrichtung geschaffen – und auf den Namen „GenderKompetenzZentrum“ getauft. Bitte: Kann etwas mit einem so durchgedrehten Namen – das K! Das Z! – wirklich den Anspruch erheben, irgendeinen Zweck zu erfüllen? Kann es nicht. Hören Sie das auch? Die hochtourig rotierende Feminismusmaschine spuckt fette Stellenpläne aus, es raschelt das dicht mit zuspätsoziologischem Chinesisch und unverdauten Anglizismen bedeckte Papier, und bisweilen fallen unten, klonk, Sätze heraus wie in eitel Quark gemeißelt: „Gender wird in seiner Komplexität verstanden.“ Nachdem das nun schon mal klar ist, wenden wir uns weiteren Erklärungen zu. Darin werden lichte Erkenntnisse wie jene, dass die Chefs führen und die Mitarbeiter mitarbeiten müssen, durch Begriffe wie „Top down“ und „bottom up“ erhellt, vermutlich, weil die einfache Mitteilung, man wolle mehr für die Gleichstellung von Frauen und Männern tun, keinem Förderungsantrag mehr den nötigen Wumm verleiht. Wie klingt denn das? Ja, wir leben in einer Zeit der knappen Kassen, in der nur noch dreiste Nebelwerferei das Überleben garantiert, und je dicker der Nebel ist, um so besser für jene, die drin stecken. „Des Genders neue Kleider“ heißt das alte Märchen noch nicht – aber es wird allmählich Zeit für eine moderne Nachdichtung.

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