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Meinung: In Sippenhaft

Bis jetzt waren es nur „dunkle Mächte“, die Polens Nationalisten beschworen, um im Kommunalwahlkampf ihre Truppen zu sammeln. „Dunkle Mächte“ aus Deutschland stellten angeblich die Oder-Neiße-Grenze in Frage, erhoben Eigentumsforderungen und arbeiteten an einer Generalrevision der deutschen Verantwortung für den Tod von Millionen von Polen im Zweiten Weltkrieg.

Bis jetzt waren es nur „dunkle Mächte“, die Polens Nationalisten beschworen, um im Kommunalwahlkampf ihre Truppen zu sammeln. „Dunkle Mächte“ aus Deutschland stellten angeblich die Oder-Neiße-Grenze in Frage, erhoben Eigentumsforderungen und arbeiteten an einer Generalrevision der deutschen Verantwortung für den Tod von Millionen von Polen im Zweiten Weltkrieg. Die „dunklen Mächte“ – es gibt sie nicht. Wohl deshalb ließ Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski nun die Katze aus dem Sack und zweifelte kurzzeitig am Sinn der seit 1991 verbrieften Rechte der deutschen Minderheit in Polen. Aus reiner Anbiederei gegenüber seinen rechtsextremen Koalitionspartnern nimmt er so 300 000 polnische Staatsbürger in kollektive Sippenhaft – und richtet auch innenpolitisch gewaltigen Schaden an. Was will er damit erreichen? Und was will er eigentlich von Deutschland? Darauf konnte Kaczynski auch Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem Treffen in Helsinki keine Antwort geben – denn weder er noch sein Bruder Lech haben darauf eine, genauso wenig auf die Frage, wo sie ihr Land in der Europäischen Union künftig verorten wollen. Am 30. Oktober kommt Jaroslav Kaczynski nach Deutschland. Ausschließlich mit gekränkter Eitelkeit wird er sein Land bis dahin nicht regieren können. SB

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