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Meinung: Kaserne kaputt

Soldaten wohnen – hat Bert Brecht in der „Dreigroschenoper“ gereimt – auf den Kanonen. Das war natürlich ironisch gemeint.

Soldaten wohnen – hat Bert Brecht in der „Dreigroschenoper“ gereimt – auf den Kanonen. Das war natürlich ironisch gemeint. Gemessen an den Zuständen in manchen deutschen Kasernen oder, zum Beispiel, im Feldlager in Kongos Hauptstadt Kinshasa ist der eine oder andere Bundeswehrsoldat aber vom eisenharten Minimalkomfort Brecht’scher Theatersoldateska so weit nicht mehr entfernt. Der Bericht des Wehrbeauftragten listet undichte Zelte und Schimmel in Wänden, brüchige Decken und übergelaufene Fäkaliengruben auf. Dass manche (west)deutsche Kaserne abbruchreif ist, ist nicht neu; ein Skandal bleibt es darum erst recht. Bedenklicher ist Reinhold Robbes Bericht aus dem Kongo. Die Bundeswehr hat sich nämlich bei ihren bisherigen Auslandseinsätzen den Ruf erworben, nicht nur mit den Menschen im Lande überdurchschnittlich anständig umzugehen, sondern auch mit ihren eigenen Leuten. Diese deutsche Lagergründlichkeit, Mülltrennung im Schatten des Hindukusch inklusive, löst bei Verbündeten mit etwas rustikaleren Traditionen im Felde gelegentlich Spott aus (was die Angehörigen dieser Armeen nicht hindert, sich bei den Deutschen krankzumelden, weil da im Krankenrevier eine Dusche steht). Aber sie trägt zu einer Atmosphäre bei, in der Soldaten kein Kanonenfutter sind und der seit Offiziersgenerationen dahingenäselte Satz „Sollen sich mal nicht so anstellen!“ nichts zu suchen hat. Das ist eine der besseren Traditionen der Bundeswehr. Besser, sie tut alles dafür, sie zu erhalten. bib

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