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Meinung: Kein Monopol auf Gewalt

Kampf der Kultur der Geiselnahme – so lautet die Botschaft des jemenitischen Präsidenten nach der Freilassung der Familie Chrobog. Den Worten scheinen Taten zu folgen: Vier Entführer wurden schon festgenommen und verhört.

Kampf der Kultur der Geiselnahme – so lautet die Botschaft des jemenitischen Präsidenten nach der Freilassung der Familie Chrobog. Den Worten scheinen Taten zu folgen: Vier Entführer wurden schon festgenommen und verhört. Das muss sein, hat die Prominenz der Entführungsopfer doch weltweit für Aufsehen und negative Schlagzeilen gesorgt. Doch von offizieller Seite hört man auch, dass die Beratungen mit dem Stamm der Entführer über ihre Forderungen weitergehen, gar – wie gefordert – Mitglieder eines rivalisierenden Stammes zur Beilegung einer jahrzehntealten Fehde festgenommen wurden. Diese Zweigleisigkeit zeigt das Dilemma der Regierung in Sanaa: Ihre Macht im eigenen Land ist beschränkt, es gibt kein Gewaltmonopol des Staates. Gleichzeitig versucht man, diese Ohnmacht vor den Augen der Welt zu vertuschen. Daher ist kaum eine wirkliche Kehrtwende nach der Entführung Chrobog zu erwarten. Die Regierung hat hierzu nicht die Mittel. Sie kann nur auf Überzeugungskraft setzen, ähnlich wie in dem jemenitischen Aussteigerprogramm für radikale Islamisten – das in der arabischen Welt einmalig ist –, und die Kommunikation mit den Stämmen und das Funktionieren staatlicher Institutionen verbessern. Dies kann eines Tages Geiselnahmen überflüssig machen. Doch so weit ist es noch nicht, wie die neue Geiselnahme italienischer Touristen beweist. an

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