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Meinung: Kirchturmpolitik

England, das ist der Sitz des Unheimlichen. Das Gespenst von Schloss Hampton Court, die Ohren von Prinz Charles, die Frisur von David Beckham, – Symbole des nackten, kaum noch steigerungsfähigen Grauens.

England, das ist der Sitz des Unheimlichen. Das Gespenst von Schloss Hampton Court, die Ohren von Prinz Charles, die Frisur von David Beckham, – Symbole des nackten, kaum noch steigerungsfähigen Grauens. Doch Gespenster, so hat eine neue Studie von der Insel ergeben, existieren überhaupt nicht: Nur Einbildung, verursacht durch Zugluft, schlechte Beleuchtung und elektromagnetische Wellen. Vor allem die Wellen werden ständig mehr, und deshalb verdient die Initiative einer nordenglischen Diözese Beachtung, die an die MobilfunkSendemasten auf ihren Kirchtürmen strenge Anforderungen stellt. Niemals dürfe über diese Masten pornographisches Material gesendet werden, heißt es in den Vertragsbedingungen. Verständlich: Die Kirche möchte zwar von ihren Türmen profitieren, aber nicht als Helfershelfer unkeuscher Gedanken dastehen. Doch wie mag sich die Kontrolle gestalten? „Lassen Sie diese Ferkeleien!“, mag uns das Handy eines Tages anherrschen, „dies ist eine kirchliche Funkzone, Amen!“ Eventuell übertönt auch sanfte Musik wie von Radio Paradiso eventuelle heikle Netzinhalte, und wenn eines Tages die UMTS-Flut losbricht, müssen alle zum Senden vorgesehenen Bilder erst der Diözese vorgelegt werden. Das könnte die Einführung der neuen Technik ein wenig erschweren.

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