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Meinung: Klimarettung darf kein Traum bleiben

Zur UN-Klimakonferenz Genau die passende Bewertung der UN-Klimakonferenz in Doha findet unser Umweltminister Peter Altmaier. Ein „wichtiger Meilenstein“ für den Klimaschutz sei da am Persischen Golf erreicht worden.

Zur UN-Klimakonferenz

Genau die passende Bewertung der UN-Klimakonferenz in Doha findet unser Umweltminister Peter Altmaier. Ein „wichtiger Meilenstein“ für den Klimaschutz sei da am Persischen Golf erreicht worden. Moment mal. In letzter Minute wurde mit Ach und Krach in Katar das völlige Verhandlungsscheitern verhindert, der katarische Gipfelpräsident hat mit einem eigenwilligen Alleingang die Konferenz gerettet.

Bei der Rettung des Klimas gab es aber keine mit bloßem Auge sichtbaren Fortschritte. Wie passt das zusammen mit der Einschätzung des Ministers? Um die Antwort vorwegzunehmen: Gar nicht. Dass Politiker ihre Ergebnisse mit großen Worten in ein gutes Licht rücken möchten, sind wir gewohnt. Man kann es ihnen auch nicht wirklich übel nehmen, würde wohl (fast) jeder so machen. Aber zufrieden zu sein, nur weil der Gau gerade noch mal ausgeblieben ist, das ist selbst für einen ausgemachten Pessimisten eine seltsame Betrachtung der Dinge.

Aus Nichts (Gutem) etwas Positives zu machen, mag einem das Leben für den Moment leichter machen, es verstellt aber den dringend nötigen nüchternen Blick auf die Realität. Und die sieht, um es vorsichtig auszudrücken, beunruhigend aus. Von katastrophalen vier Grad Erwärmung warnte jüngst die Weltbank.

Die Erwartungen an die Konferenz in Katar waren sehr gering, es waren praktisch keine vorhanden. Entsprechend klein war das allgemeine Interesse an den Verhandlungen, und entsprechend leise ist der „Aufschrei“ ob des traurigen Ergebnisses gewesen. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Leute kurz mal resigniert den Kopf schütteln und das war’s. „The same procedure as every year“ eben. Nur, dass die Klimaverhandlungen kein „Dinner for One“ sind und keinen Grund zum Lachen geben. Besorgnis ist angebracht. In den letzten zwei Jahrzehnten ist es nicht gelungen, den Ausstoß an Treibhausgasen wirksam und ausreichend einzudämmen. Wie soll es nach dem Stillstand der letzten Jahre gelingen, bis 2015 einen Weltklimavertrag zustande zu bekommen, der für alle Länder verbindlich ist und unser Klima rettet?

Immerhin räumte Herr Altmaier in seiner Einschätzung ein, dass man sich größere Fortschritte „erträumen hätte können“. Das kommt der Realität schon ein gutes Stück näher. Man kann diesen Satz aber auch so interpretieren, dass es träumerisch also naiv wäre, an einen echten Durchbruch bei der Klimakonferenz zu glauben.

Spätestens wenn die Rettung des Klimas zum unrealistischen Traum verkommt, muss dringend etwas passieren: Wir alle müssen jetzt aufwachen und handeln, im Großen wie im Kleinen.

Johannes Barthelmeß, Klimabotschafter WWF Deutschland, Berlin-Kreuzberg

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