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Meinung: Klimaschutz: Von den Kleinen lernen

Nicht immer ist der Größte auch der Stärkste und kann bestimmen, was die anderen zu tun und zu lassen haben. Amerika setzt in der Luftverschmutzung traurige Rekordmarken.

Von Hans Monath

Nicht immer ist der Größte auch der Stärkste und kann bestimmen, was die anderen zu tun und zu lassen haben. Amerika setzt in der Luftverschmutzung traurige Rekordmarken. Deshalb war der Schock so groß, als Präsident George W. Bush im März den Kyoto-Vertrag zur Reduzierung von Treibhausgasen kategorisch ablehnte. Sind zehn Jahre mühseliger Verhandlungen nun vergebens? Inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass ein harsches Statement des mächtigsten Politikers der Welt nicht allein darüber entscheidet, wie schnell sich die Atmosphäre des Planeten weiter aufheizt.

Welcher Spielraum den Klimaschützern bleibt und wie unnachgiebig Amerika tatsächlich ist, das will Bundesumweltminister Jürgen Trittin in den USA herausfinden. Mit einer zweigleisigen Strategie im Gepäck ist er abgeflogen: Für den Fall, dass die Amerikaner nicht mehr ins Boot zu holen sind, soll das Reduzierungsziel ohne sie erreicht werden. Gleichzeitig soll jedoch alles getan werden, damit die Amerikaner einsehen, dass der Kyoto-Abschluss in ihrem eigenen Interesse liegt - zum Beispiel, weil schadstoffarme Techniken auch die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Unternehmen stärken.

Der erste Teil der Strategie scheint aufzugehen. Ohne die USA haben die Umweltminister aus den 40 wichtigsten Industrieländern am Wochenende in New York deutlich gemacht, dass sie zum Klima-Protokoll stehen. Die Europäer bemühen sich, gemeinsam mit Japan und Russland Kyoto umzusetzen. Russland braucht dringend Geld aus dem Handel mit Verschmutzungszertifikaten. Sicherlich wären die Ziele mit den USA schneller zu erreichen - und es vereinfachte auch die weltweite Durchsetzung. Angesichts des amerikanischen Schwenks sind nun auch andere Länder unschlüssig, ob sie das Protokoll ratifizieren sollen.

Deshalb der zweite Teil der Strategie: den Gegenschub in den USA zu verstärken. Aufmerksam haben die Deutschen beobachtet, dass sich die Amerikaner dem Klimaschutz längst nicht so kategorisch verweigern, wie Bushs harte Absage das nahelegte. Die Ablehnung, die ihm in dieser Frage im eigenen Land entgegenschlägt, scheint den Präsidenten zu beeindrucken. Die US-Industrie will im Wettbewerb um Effizienz nicht abgehängt werden. Keine schlechten Voraussetzungen dafür, dass der Große einmal vom Rest der Welt lernt - wenn sie sich nur einig ist.

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