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Verführt zur Sucht: Die äußerst populäre App ""Quizduell" haben in Deutschland mehr als 13 Millionen Nutzer installiert.

© dpa

Kolumne "Ich habe verstanden": Der Trennungs-Virus

Sind Trennungen ansteckend? Oder ein Massenphänomen? Gar eine Bewegung? Unser Quizduell-zockender Kolumnist Matthias Kalle ist aus seiner Spielsucht kurz erwacht und stellt verwundert fest, was er alles verpasst hat. Und dass der Jogi, die "Zitty" und der Uli mittlerweile alle von der Trennungsseuche erfasst sind.

Ich spiele ja quasi nur noch Quizduell, das gebe ich gerne zu, obwohl ja der Hype um diese App bestimmt schon lange vorbei ist. Aber ich bin gerne hintendran – alles andere wird mir in meinem Alter auch zu anstrengend.

Weil ich ja quasi nur noch Quizduell spiele, habe ich einige Dinge nicht richtig mitbekommen: Es gibt bereits einen Deutschen Meister? Jetzt schon? Bisschen früh. Im Kino läuft ein Film, in dem man Scarlett Johannson nie sieht, aber dauernd hört? Sachen gibt’s. Es gibt einen Streit zwischen Journalisten in Kapuzenpullis und Journalisten ohne Kapuzenpullis? Manche Dinge würde ich wohl auch nicht verstehen, wenn ich sie mitbekomme.

Was haben Westernhagen, Jogi Löw und Erdogan gemeinsam?

Beim Quizduell wird man manchmal gefragt, wer mit wem zusammen ist. Diese Fragen sind mitunter nicht mehr aktuell, denn ich habe immerhin mitbekommen, dass sich im Moment viele Menschen trennen: Marius Müller-Westernhagen hat sich von seiner Frau getrennt, nach 25 Jahren; Gwyneth Paltrow und Chris Martin haben sich getrennt mit angeblich „schmerzenden Herzen“; Uli Hoeneß hat sich von Bayern München getrennt; die Krim hat sich von der Ukraine getrennt; das ZDF wird sich wohl von „Wetten, dass...?“ trennen (so kann man jedenfalls die Worte von ZDF-Intendant Thomas Bellut interpretieren); Jogi Löw hat sich vom Traum getrennt, Fußballweltmeister zu werden; der „Tagesspiegel“ hat sich von „zitty“ getrennt; Julia Timoschenko hat sich vom guten Ton getrennt; Franz-Peter Tebartz-van Elst hat sich von seinem Amt als Bischof von Limburg getrennt; der türkische Ministerpräsident Erdogan wollte sich und sein Land von Twitter trennen (was allerdings nicht geklappt hat).

Ist auch Gewichtszunahme ansteckend?

Ist das ein Trend? Eine Bewegung? Oder eher eine temporäre Geschichte? So wie Menschen, die im Moment fasten, um sich von dummen Gewohnheiten oder von überflüssigen Pfunden zu trennen? Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Gewichtszunahme wie eine Erkältung funktionieren kann, dass man andere tatsächlich damit anstecken kann. Und je mehr Menschen in meiner Umgebung dick werden, desto höher ist das Risiko, dass auch ich dick werde. Könnte diese Trennungs-Geschichte also am Ende auch so etwas sein? Ein fieser, kleiner, mieser Virus, der die Menschen ansteckt, zuerst wenige und dann immer mehr? Das könnte zu unglaublichen Konsequenzen führen: Die Bundesliga trennt sich vom HSV, Ernie trennt sich von Bert, Klaus Wowereit vom Roten Rathaus, Mario Barth von seinen Fips-Asmussen-Platten und 13 Millionen Deutsche trennen sich von ihrer Quizduell-App.

Ob die Welt dann allerdings eine bessere wäre, das kann ich nicht beurteilen.

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