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Zhao Yan: "Ich habe meine Familie sehr vermisst“

Immer wieder ist China in der Vergangenheit gegen missliebige Journalisten vorgegangen. Zhao Yan, ein ehemaliger chinesischer Mitarbeiter der "New York Times“ durfte nun das Gefängnis verlassen - nach drei Jahren.

Nun ist er frei. Zhao Yan, ein ehemaliger chinesischer Mitarbeiter der „New York Times“, verließ am Sonnabend das Gefängnis der Staatssicherheit in Peking, begleitet von seiner Schwester. „Diese drei Jahre habe ich meine Familie sehr vermisst“, sagte der 45-Jährige. Er freue sich besonders auf seine Großmutter, die älter als 100 Jahre sei. Zhaos Schicksal belegt, dass China trotz seiner wirtschaftlichen Öffnung für jeden gefährlich bleibt, über den sich die Regierung ärgert.

Das Drama begann, nachdem die „New York Times“ im Sommer 2004 exklusiv über den bevorstehenden Rücktritt des ehemaligen Staatspräsidenten Jiang Zemin von seinem Posten an der Spitze der Militärkommission berichtet hatte. Der Artikel stimmte und verärgerte wohl gerade deshalb chinesische Spitzenpolitiker. Prompt wurde der Recherchehelfer Zhao verhaftet und zunächst mit dem Vorwurf des Verrats von Staatsgeheimnissen konfrontiert, was in China mit dem Tode bestraft werden kann. Aus Mangel an Beweisen wurde der Vorwurf später fallen gelassen und Zhao „nur“ wegen Betrugs verurteilt.

Ausländische Medienvertreter waren empört und solidarisierten sich mit dem Inhaftierten. Auch US-Präsident George W. Bush und Außenministerin Condoleezza Rice intervenierten bei Chinas Präsident Hu Jintao. Doch es half alles nichts. Zhao musste die gesamte Haftzeit absitzen.

Immer wieder ist China in der Vergangenheit gegen missliebige Journalisten vorgegangen. Vor zwei Jahren wurde ein Reporter aus Singapur beschuldigt, er habe bei seinen Reisen in den Süden des Landes spioniert. Die Regierung in Peking unterhält außerdem eine 10 000 Mann starke Internetpolizei, die das Netz nach unliebsamen Websites und Blogs durchsucht. Denn im Internet tummeln sich viele Dissidenten. Sie haben ein System von Codewörtern entwickelt, mit denen sie untereinander kommunizieren – in der Hoffnung, schlauer zu sein als die Zensur. Und das hoffen auch die vielen jungen Chinesen, die etwa im Internet danach forschen, was nun wirklich am 4. Juni 1989 auf dem Tienanmenplatz geschah, als ein Großaufgebot an Panzern einen Studentenprotest niederwalzte.

Bei all den Gefahren, in die sich unabhängige Journalisten in China begeben, macht doch eine Entwicklung Mut: Immer mehr einheimische Reporter sind es, die vor allem im Umwelt- und Korruptionsbereich Skandale aufdecken.

Laura Santini

Laura Santini

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