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Meinung: Kontinuierlich – und radikal

Irland hat, um es auf einen kurzen Nenner zu bringen, die Regierung dankend bestätigt und die Opposition ausgewechselt. Die typisch irische Situation, dass die Bürger nur zwischen zwei bürgerlich-konservativen Volksparteien auswählen konnten, nähert sich dem Ende, seit die Fine-Gael-Partei vom Wähler rücksichtslos dezimiert wurde.

Irland hat, um es auf einen kurzen Nenner zu bringen, die Regierung dankend bestätigt und die Opposition ausgewechselt. Die typisch irische Situation, dass die Bürger nur zwischen zwei bürgerlich-konservativen Volksparteien auswählen konnten, nähert sich dem Ende, seit die Fine-Gael-Partei vom Wähler rücksichtslos dezimiert wurde. Unter der Oberfläche eines Votums für Kontinuität und ideologische Unverbindlichkeit verbirgt sich damit ein Rutsch nach links. Das Wachstumspotenzial liegt bei hungrigen, radikalen Parteien wie Sinn Fein und den Grünen, die jene Wählerschichten vertreten, an denen der neue Wohlstand vorüberging. Das Wahlergebnis enthält damit eine raffinierte Aussage: Angesichts des halsbrecherischen sozialen und wirtschaftlichen Wandels der letzten Jahre beließen die Wähler die Macht in vertrauten Händen, aber sie brachen im gleichen Atemzug den satten Konsens zwischen den traditionellen Volksparteien auf. Das politische System enthält neuerdings Ferment, selbst eine wieder gewählte Regierung muss künftig aufmerksamer und umsichtiger sein. Die erste Feuerprobe kommt schon im Herbst: Die neue, alte Regierung muss ihren Wählern den EU-Vertrag von Nizza schmackhaft machen. Die mit neuer Energie erfüllte Opposition ist aber überwiegend euro-skeptisch gestimmt. ali

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