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Ladenschluss im Hauptbahnhof: Das Dorf lässt grüßen

Berlin will Metropole sein, doch einkaufen soll man nicht. Gesetz ist Gesetz.

Berlin hat ein Ladenschlussgesetz, der Senat findet es fortschrittlich. Leider gewährt es Freiheit, wo man sie kaum braucht, und gebärdet sich restriktiv, wo Offenheit angezeigt wäre. So sind zwar aus nichtigen Anlässen zehn verkaufsoffene Sonntage im Jahr erlaubt. Aber wenn in Mitte der Bundesverband der Spitzmauszüchter seine Deutschlandtagung abhält, haben am Sonntag in Tegel deswegen vielleicht Supermärkte auf – der reine Blödsinn. Das gleiche Gesetz verbietet, dass die Geschäfte im Hauptbahnhof jeden Sonntag geöffnet sind. Bislang konnte man dort trotzdem einkaufen. Die Touristen finden das toll, und auch mancher Berliner macht dort kleine Besorgungen. Doch nun stellt die Gewerkschaft Verdi fest, dass das Personal unterbezahlt sei, und dem Handelsverband Berlin-Brandenburg liegen Beschwerden von Ladenbesitzern irgendwo in Berlin vor, die sich geschädigt fühlen. Also wird es im Hauptbahnhof am Sonntag bald dunkel, Gesetz ist Gesetz. Diese Stadt war einmal für ihre Anpassungsfähigkeit bekannt. Das Abgeordnetenhaus könnte Ausnahmen für touristische Zentren beschließen, das wäre einer Metropole würdig. Was jetzt passiert, riecht hingegen nach Blockwart.apz

Gerd Appenzeller

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