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Meinung: Ärzte wandern ab

Betrifft: „Grüne: Privilegien der Ärzte kürzen“ vom 20. Juli 2003 Im Tagesspiegel war zu lesen, Herr Bütikofer lehne eine Gesundheitsreform zu Lasten der Versicherten ab und fordere stattdessen, die Privilegien der Ärzte zu kürzen.

Betrifft: „Grüne: Privilegien der Ärzte kürzen“ vom 20. Juli 2003

Im Tagesspiegel war zu lesen, Herr Bütikofer lehne eine Gesundheitsreform zu Lasten der Versicherten ab und fordere stattdessen, die Privilegien der Ärzte zu kürzen. Ein Kommentar des Tagesspiegel hierzu lautet, es „wäre am schönsten, (…) Ärzte, Kassen und Pharmafirmen in die Pflicht zu nehmen“. Jawohl, meine Damen und Herren, Sie haben Recht! Schaffen wir die ÄrztePrivilegien ab! Ich unterbreite Ihnen auch gleich konkrete Vorschläge: Das Privileg, die ersten 18 Monate nach dem Studium einen äußerst verantwortungsvollen Dienst am Nächsten mit vielen unbezahlten Überstunden und regelmäßigen Nacht- und Wochenenddiensten ausüben zu dürfen, dessen Entlohnung kaum zum eigenen Überleben reicht. Das Privileg, auch in den folgenden Jahren die eigenen Kinder an Wochentagen entweder wegen Nachtdiensten gar nicht oder sonst meist nur morgens und abends schlafend sehen zu dürfen. Das Privileg einer unsicheren Zukunft, da man sich auch nach mehreren Berufsjahren von einem Sechsmonatsvertrag zum nächsten Zweijahresvertrag hangelt. Viele Medizinstudenten haben diese Privilegien bereits erkannt und fangen erst gar nicht an, im Krankenhaus zu arbeiten. Andere viel versprechende Naturtalente wandern, so lange sie noch jung genug sind, in andere Sparten ab, da sie ebenfalls auf diese und andere Privilegien verzichten wollen. Der medizinische Fortschritt bietet immer neuere und bessere Behandlungsmöglichkeiten. Wenn alle davon profitieren wollen, ist das nicht zum Nulltarif zu haben.

Matthias Köhler, Berlin-Prenzlauer Berg

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