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Meinung: Bieitos Mozart ist gar nicht komisch

Betrifft: „Zuletzt befreit uns nur der Tod“ vom 22. Juni und „Einführung ins Serail“ vom 23.

Betrifft: „Zuletzt befreit uns nur der Tod“ vom 22. Juni und „Einführung ins Serail“ vom 23. Juni 2004

Beim Lesen der Rezension hat es mir die Sprache verschlagen. Man kann im Leben auch wirklich alles erklären und rechtfertigen. Für alle, die Grenzen ausloten müssen, schlage ich vor: Man könnte ja bei der nächsten Produktion Zuschauer zu einer spontanen Orgie auf die Bühne holen, um völlig hemmungslos Gefühle neu zu ergründen. Oder Kaninchen schlachten und die Kadaver ins Publikum werfen. Jetzt mal im Ernst: Experimentieren ja, aber Oper hat auch einen Bildungsauftrag. Es hört sich ja so an, als wäre jetzt endlich einer gekommen, der die braven Bürger aufklärt. In unserer Gesellschaft kann doch jeder seinen Hobbys nachgehen und in SadoMasoStudios oder sonst wohin gehen. Diese Produktion bringt in billiger Art das auf die Bühne, was uns das Fernsehen schon lange verleidet.

Daniel Kleinschmitt,Teltow

Der Text der „Entführung“ ist eigentlich – trotz der auch im Lustspiel unentbehrlichen Bösewichte – komödiantisch, und Mozart hat das alles, wie auch die Musik zeigt, nicht allzu tragisch genommen. Dies Libretto in ein blutrünstiges Schauerstück zu verwandeln, macht die Musik kaputt. Soll Bieitos doch Verdi inszenieren! Für Mozart ist er wohl noch zu jung. Frau Lemke-Matwey lobt den „dankenswerterweise sehr freien Umgang“ mit dem Libretto (der de facto eine Verfälschung ist), preist aber gleichzeitig, „wie minutiös, ja brachial textverantwortlich Bieitos und sein Team … mit Mozart umgehen“. Das ist ein Widerspruch.

Ingeborg Jacobs, Berlin-Lichterfelde

Um mich nach fünf Jahrzehnten vor meiner Rückkehr nach Berlin Ende nächsten Jahres in die Stadt „einzulesen“, habe ich vor einiger Zeit den Tagesspiegel abonniert. Manchmal komme ich aus Zeitmangel nicht dazu, jede Ausgabe sorgfältig zu studieren und trug mich schon mit dem Gedanken, das Abo zu stornieren. Aufgrund Ihres bravourösen Kommentars von Rüdiger Schaper „Einführung ins Serail“ halte ich Ihnen nun doch die Treue. Vielen Dank!

Heide Sommer, Hamburg

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