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Meinung: Deutschland – Skandinavien

„Das ist Gesundheit wert“ vom 28. Juni 2006 Die Autorin meint, die „doppelte Facharztschiene“ sei unwirtschaftlich.

„Das ist Gesundheit wert“

vom 28. Juni 2006

Die Autorin meint, die „doppelte Facharztschiene“ sei unwirtschaftlich. Tatsache ist, dass zum Beispiel in Dänemark und Schweden die Facharztdichte genauso hoch ist wie in Deutschland. Dort gibt es Fachärzte nur an Kliniken, auch für die ambulante Versorgung (einfache Facharztschiene). In Deutschland machen die ambulante Versorgung Praxisfachärzte, die stationäre die Kliniker (doppelte Facharztschiene). Mehr Fachärzte gibt es also in Deutschland – trotz doppelter Facharztschiene – nicht. Nicht mehr Fachärzte, dann zehn Milliarden Euro Einsparpotenzial?

Ist Skandinavien preiswerter? Die Gesundheitsausgaben pro Kopf sind denen in Deutschland vergleichbar und keinesfalls niedriger, sondern höher: Pro Kopf lagen sie in Deutschland bei 3566 Euro, in Dänemark bei 3776 und in Schweden bei 3963 Euro (Quelle Prof. Beske, Institut für Gesundheits-System-Forschung Kiel). Die Versorgung ist auf gleichem Level, aber bei uns gibt es keine nennenswerten Wartezeiten für einen Facharzttermin, wohl aber in Skandinavien: Auf eine schlichte augenärztliche Untersuchung warten Sie in Schweden über 1 Jahr! Die angeblichen „Doppelt- und Dreifachuntersuchungen“ sind niemals valide nachgewiesen worden. Schätzungen und Einzelbeobachtungen müssen ausreichen. Heutzutage versuchen vielmehr Kliniken und Praxen ihren jeweiligen begrenzten Etat (Budgets) zu entlasten, indem aufwändige Diagnostik in den anderen Bereich verlagert wird.

Stichwort „Wettbewerb im Gesundheitswesen“: Kassenärztliche Vereinigungen schließen sehr wohl Sonderverträge für besonders qualifizierte und kontrollierte (!) Ärzte ab (ambulantes Operieren, Darmspiegelung, Mammografie Herzkatheter und dergleichen). Wegen des Kollektivvertrags kann sich allerdings der Patient für die Grundversorgung in jede Praxis begeben. Gerade der Kollektivvertrag hat dazu geführt, dass die Ausgaben für ambulante Behandlung nicht stärker gewachsen sind als der Grundlohnzuwachs – anders in den Krankenhäusern.

Viel Spaß, liebe AOK, Barmer und Co.: Bei der Verlagerung der ambulanten fachärztlichen Medizin aus den Praxen in Klinikambulanzen wird’s teurer, nicht besser, und Wartezeiten gibt’s!

Dr. Manfred Richter-Reichhelm,

Berlin-Charlottenburg

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