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Meinung: Kernseife und Zeitungspapier

Zu Harald Martensteins Kolumnen zum Thema Armut vom 15. und 22.

Zu Harald Martensteins Kolumnen zum Thema Armut vom 15. und 22. Dezember

Die beiden Kommentare gegen „Armutsjammerei“ haben mir gut gefallen. Endlich sagt jemand, was uns Soziologen und Sozialarbeiter seit Jahren verbieten oder verdrehen wollen: Die Wahrheit.

Dieter Lohse, Berlin-Tempelhof

Schön, dass mir endlich jemand erklärt, dass ich nicht arm bin. 345 Euro, also pro Tag ca. 11,50 Euro zum „Überleben“ reichen aus, um zu den Nichtarmen zu gehören. Na prima! Nachdem ich die monatlichen Strom- und Wassergebühren entrichtet habe, bleibt mir immer noch die Qual der Wahl, was ich mit den restlichen 9 Euro mache. Beschränke ich meinen Bedarf an Hygieneartikeln auf Kernseife und Zeitungspapier, besorge ich mir die nötige Kleidung bei diversen Wohlfahrtsorganisationen und ernähre ich mich regelmäßig über die „Tafeln“, wird die Qual immer größer. Verzichte ich auf die Inanspruchnahme von öffentlichen Verkehrsmitteln und laufe zu Fuß in die nächste Bücherei um nicht auf die aufbauenden Artikel des Herrn Martenstein verzichten zu müssen, dann komme ich dem Gegenteil von arm immer näher.

Ich kann Rücklagen bilden für die Altersversorgung, die Praxisgebühren beim Arzt und für die Zuzahlungen bei Medikamenten. Einmal in drei Monaten leiste ich mir den Besuch beim Lieblingsitaliener unseres Kolumnisten, um dort die Bestätigung zu finden: Arm sind die Menschen in der Sahelzone, im Kongo – und manchmal auch Kolumnenschreiber.

Michael Keller, Essen

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