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Meinung: Krankenkassen rechnen mit zweierlei Maß

„Kassen drohen mit steigenden Beiträgen“ vom 10. August 2005 Hermann Rebscher, Chef der zweitgrößten deutschen Krankenkasse DAK, hat völlig Recht: der Rabattdschungel muss konsequent durchforstet werden.

„Kassen drohen mit steigenden Beiträgen“ vom 10. August 2005

Hermann Rebscher, Chef der zweitgrößten deutschen Krankenkasse DAK, hat völlig Recht: der Rabattdschungel muss konsequent durchforstet werden.

Es ist ja wahr, dass die durch die Gesundheitsreform gesparten Beträge in Form von Rabatten von den Krankenkassen an die Versicherten weitergegeben werden. Diese bösen Rabatte! Von den Rabatten der Industrie an die Ärzte ganz zu schweigen. Diese mindern ja in geradezu Ekel erregendem Ausmaß die Kosten für die Krankenkassen. Wie unangenehm! Da ist noch der heute schon gewährte Rabatt der Apotheken an die Krankenkassen. Er beträgt rund 25 Prozent der im Geschäft mit den gesetzlichen Krankenkassen erzielten Erträge! Dies ist ein Viertel des Verdienstes, nicht etwa des Umsatzes.

Bei all diesen Rabattformen wäre es wirklich nötig durchzuforsten. Da hat Herr Rebscher Recht. Müssten die Kassen nicht auch fordern, dass diese Rabatte abgeschafft werden? Doch diese Rabatte werden von den Kassen nicht kritisiert, weil sie ihnen nützen. Daneben gibt es auch die nach Kassendefinition schlechten Rabatte. Das sind dann diejenigen, die nicht sie selbst, sondern die Leistungserbringer – wie z.B. die Apotheken – erhalten. Eine derartige Unterscheidung machen nur die Krankenkassen. Erwähnt werden muss noch, dass die Versorgung von Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen wirtschaftlich nur noch möglich ist, wenn diese auch zusätzlich in den Apotheken etwas kaufen. Anders ausgedrückt: Jeder Aspirinkauf subventioniert die gesetzlichen Krankenkassen. Eine eigenartige Mischkalkulation, bedeutet sie doch in der Konsequenz, dass derjenige keinen Anspruch auf Leistungen hätte, der nichts dazukauft. Das Verhalten der Krankenkassen ist zu vergleichen mit der Feuerwehr, die das Löschwasser als Trinkwasser vergibt und sich wundert, warum es weiterbrennt.

Reinhard Rodiger, Inhaber der Afrikanischen Apotheke, Berlin-Wedding

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