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Günter Matthes 1964, Leiter der Lokalredaktion des Tagesspiegel.

© Christoph Müller

Leserbrief zur Erinnerung an Günter Matthes: Wirkmächtige Stimme der Vernunft

Auch um die West-Berliner S-Bahn verdient gemacht: Unser Leser weist auf einen weiteren Aspekt der Arbeit des Tagesspiegel-Lokalchefs hin, der vor 30 Jahren starb. Und wie sehen Sie’s?

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Zu den bleibenden Verdiensten von Günter Matthes („Ein unabhängiger Einzelgänger“) gehört auch ein Aspekt, der heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist: sein Einsatz für den Erhalt der West-Berliner S-Bahn.

1984 wurde deren Betrieb von der DDR-Reichsbahn auf die BVG übertragen. Dort empfing man die S-Bahn nach Jahren des Boykotts allerdings nicht mit offenen Armen, sondern betrachtete sie als Kuckucksei, das eine unliebsame Konkurrenz zur U-Bahn und vor allem dem personalintensiven Busbetrieb zu werden drohte.

Um das zu verhindern, sollten im Westteil Berlins nur noch zwei Stummelstrecken betrieben werden: von Charlottenburg bis Friedrichstraße und vom Anhalter Bahnhof bis Lichtenrade. Das hätte wahrscheinlich langfristig das Ende der S-Bahn in West-Berlin bedeutet.

Allerdings hatten die politisch Verantwortlichen nicht mit dem Gegenwind engagierter Bürger gerechnet, der sich u.a. in Unterschriftensammlungen, Leserbriefen im Tagesspiegel und konstruktiven Gesprächen mit dem damaligen Verkehrssenator Horst Vetter äußerte. Und dann kam noch als wirkmächtige Stimme der Vernunft Günter Matthes hinzu, der in seiner Kolumne ‚Am Rande bemerkt‘ fragte: „Fährt sie auch?“

Und an anderer Stelle schrieb er: „Möglicherweise kostet die Umstellung … auch die Preisgabe von Ideologie.“ Dass dies nach zähen Verhandlungen gelungen ist, ist auch ihm verdanken. Roland Künzel, Neukölln

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