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Meinung: STÄDTEBAU IN BERLIN Das „Band des Bundes“ schnürt die Spree ein

Betrifft: „Der Sprung über die Spree“ vom 6. Dezember 2003 Das von Ihnen als „Wasserschloss der Abgeordneten“ apostrophierte „MarieElisabeth-Lüders-Haus“ deformiert die Stadt an ihrer empfindlichsten Stelle.

Betrifft: „Der Sprung über die Spree“ vom 6. Dezember 2003

Das von Ihnen als „Wasserschloss der Abgeordneten“ apostrophierte „MarieElisabeth-Lüders-Haus“ deformiert die Stadt an ihrer empfindlichsten Stelle. Der „Spreesprung“ ist kein Geniestreich; er ist vielmehr eine besonders erbärmliche Form des Städtebaus, der die Spree unter Beseitigung aller Reste ihrer natürlichen Umgebung nicht nur – wie Sie schreiben – zur „Wasserstraße“, sondern zur bloßen Abflussrinne verkommen lässt.

Demgegenüber bedrängen die teilweise hart am Uferrand platzierten Gebäude in ihren gewaltigen Dimensionen die Spree in entwürdigender Art und Weise. Da ist es schon hanebüchen, diesen bedenkenlosen Umgang mit dem Spreefluss als „urbanes Glanzlicht“ zu verkaufen.

Das hier im Zentrum Berlins errichtete „Band des Bundes“ erinnert in seinen kolossalen Dimensionen eher an das Bauen in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Der Anspruch der „Demokratie als Bauherr“ ging im Übrigen längst da verloren, wo der Reichstag als Sitz des Deutschen Bundestags vor der Kulisse der exaltierten Neubauten im Stadtraum auf eine nur noch eher zu vernachlässigende Größe reduziert wurde.

Walter Jöhling, Berlin-Marienfelde

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