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Meinung: Susanne Osthoff überfordert die Toleranz der Öffentlichkeit

„Susanne von Arabien“ und „Sie sieht sich als entführte Irakerin“ vom 28. Dezember 2005 Frau Peitz sollte den Inhalt des Interviews auf Seite 31 zur Kenntnis nehmen: „Sie sieht sich als entführte Irakerin“.

„Susanne von Arabien“ und

„Sie sieht sich als entführte Irakerin“

vom 28. Dezember 2005

Frau Peitz sollte den Inhalt des Interviews auf Seite 31 zur Kenntnis nehmen: „Sie sieht sich als entführte Irakerin“.

Die logische Folgerung ist, dass man Frau Osthoff nahe legt, die irakische Staatsbürgerschaft anzunehmen und die deutsche abzulegen.

Übrigens, man kann nicht Solidarität einfordern, wenn man sich unverantwortlich verhält, insbesondere wenn es sich um eine Person handelt, die über eine ausgezeichnete Ausbildung verfügt.

Darüber hinaus kann ich mich nicht an vermögende deutsche Steuerflüchtlinge erinnern, die sich in Gefahr begeben haben und dann – wahrscheinlich mit deutschen Steuergeldern – wieder befreit werden mussten.

Manfred Seehagen, München

Zu Ihrem Artikel über Susanne Osthoff („Susanne von Arabien“) kann ich Sie nur beglückwünschen. Endlich schreibt mir mal jemand aus dem Herzen. Ich frage mich, eigentlich seit der Freilassung von Frau Osthoff, was sich die Menschen hier zu Lande eigentlich einbilden, indem sie meinen, Motivation oder Gründe für Entscheidungen dieser Frau verstehen und gutheißen zu müssen. Natürlich wurde sie mit Steuergeldern freigekauft, aber gibt das den Menschen hier das Recht, zu bestimmen, wie sie sich nun zu verhalten hat? Die meisten Menschen in diesem Land glauben, sie wüssten darüber Bescheid, was das allein Seligmachende sei. Dass sich jemand in einem Land außerhalb Deutschlands, das politisch unruhig ist, zu Hause fühlen kann und dass man sich dazu auch noch in Deutschland nicht zu Hause fühlen kann, übersteigt das Fassungsvermögen vieler Menschen hier. Ich selber habe zu einer Zeit massiver Bombenanschläge und Attentate in Kolumbien gelebt und hätte niemals dem Drängen der auf Sicherheit bedachten Menschen in Deutschland nachgegeben, nach Berlin zurückzukehren. Man fühlt sich dann auch irgendwie schlecht, indem man die anderen ihrem Schicksal überlässt und seinen eigenen Kopf rettet. Ich meine nur – genau wie Sie –, dass man dem anderen die Freiheit einräumen muss, zu tun und zu lassen, was er für richtig hält, auch wenn man selbst es nicht verstehen kann.

Viola Rieck, Berlin-Zehlendorf

„Die Fremde“ vom 27. Dezember 2005

Susanne Osthoff mit ihrer unkonventionellen Art, sich weder für Politikerruhm funktionalisieren zu lassen noch als Vorführmarionette der („deutschen“) Presse zu präsentieren, überfordert die Toleranz so manches Repräsentanten unserer „veröffentlichten Meinung“. Diese Frau, die sich tapfer als (sozusagen) „NGO – Nichtregierungsorganisations – Ich-AG“ den menschlichen und kulturellen Bedürfnissen des Iraks verschrieben hat und an ihren Projekten festhalten will, wird von der Bundesregierung durch die Sperrung zugesagter Gelder bestraft und von Journalisten nach allen Regeln der „Kunst“ moralisch abgeurteilt, weil sie die Normen ihrer selbst ernannten Gönner nicht erfüllt. Als Schüler wurde mir in den fünfziger Jahren Albert Schweitzer, der „Urwalddoktor von Lambarene“, trotz seiner gefährlichen Arbeit und seiner elsässischen Herkunft als leuchtendes Vorbild gepriesen – vielleicht, weil er sich zum Deutsch- und Christentum bekannte, was Susanne Osthoff als Vorzeigefigur fehlt und als Makel angekreidet wird.

Gerd Pape, Berlin-Schöneberg

„Sollte Susanne Osthoff ihre Befreiung selber bezahlen?“ vom 24. Dezember 2005

Dass die Bundesrepublik Deutschland alles unternimmt, um unschuldig in Gefahr geratenen Bundesbürger zu schützen, ist eine Selbstverständlichkeit, die andere Staaten mit größerer Gelassenheit und Souveränität seit Jahrzehnten praktizieren. Steuergelder für „Unbelehrbare“ zu verschwenden, ist jedoch eine andere Angelegenheit. Sollte Frau Osthoff also wieder in den Irak reisen wollen, wäre es nur legitim, sie bei dem Versuch einer erneuten Einreise in den Irak mit einer Kostenrechnung des Auswärtigen Amtes über sämtliche dem Deutschen Steuerzahler entstandenen Kosten zu konfrontieren und ihre Auslieferung bis zur Begleichung sämtlicher Verbindlichkeiten an die BRD zu verlangen.

Cornelia Masuhr, Berlin-Wilmersdorf

Im Tagesspiegel vermisse ich eine ernsthafte und „unparteiische“ Kommentierung gegenüber der Unisono-Ablehnung der von Frau Osthoff angekündigten Entscheidung, ihre Arbeit als Archäologin im Irak fortsetzen zu wollen, sprich: in den Irak zurückzukehren in absehbarer Zeit! Wenn man alle Informationen berücksichtigt, so ist dieser Entschluss von Frau Osthoff durchaus folgerichtig und gar nicht „unverständlich“; basiert er doch auf ihrer beruflichen Situation überhaupt – und wohl auch auf ihren bitteren Erfahrungen über die Art der Behandlung „ihres Falls“ in der Mehrzahl der deutschsprachigen Medien!

Es dürfte bekannt sein, dass

– Frau Osthoff vor gar nicht so langer Zeit eine Aufgabe in Arbil übernommen hat, für welche die deutsche Botschaft (!) der kurdischen Regionalregierung schriftlich ihre Unterstützung dieser „Idee“ Frau Osthoffs zugesichert hat (Errichtung eines deutschen Kulturzentrums); dass sie von der Antikenverwaltung in Bagdad als Leiterin des Projekts zur Sanierung der alten Karawanserei in Mossul eingestellt worden ist;

– im Interview im Sender Al Dschasira Frau Osthoff ihre Erfahrungen mit den Entführern schildert, wodurch gut nachvollziehbar wird, warum es für sie selbstverständlich ist, es vorzuziehen, zu ihrer begonnenen Arbeit im Irak zurückzukehren.

Was ist das eigentlich für eine merkwürdige politische „Linie“, wenn seit Jahren vom Auswärtigen Amt (AA) vor Reisen in den Irak gewarnt wird, man die Gefahren kennt, aber das Projekt von Frau Osthoff bis unmittelbar vor der Entführung unterstützt? Und last but not

least: Die Behörden des AA und des BND in Bagdad sind in die Angelegenheit verwickelt, die sich in Bagdad abgespielt hat. Alles uninteressant?

Dr. Ingrid Ritzkowsky, Berlin-Steglitz

Bitte berichten Sie doch auch über die Situation von Exil-Irakern in Deutschland, die von den deutschen Behörden dazu gedrängt werden, in die unsicheren Verhältnisse im Irak zurückzukehren.

Bei mehr als 15 000 Flüchtlingen, die während der Saddam-Diktatur in Deutschland den Flüchtlingsstatus nach der Genfer Flüchtlingskonvention erhielten, hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge inzwischen den Flüchtlingsschutz widerrufen. Die Ausländerbehörden stellen sich auf den Standpunkt, dass die freiwillige Rückkehr in den Irak zumutbar sei.

So sehr die engagierte Susanne Osthoff unsere Anteilnahme verdient, so sehr sollte auch der Umgang der deutschen Behörden mit dem Schicksal vieler tausend irakischer Flüchtlinge in Deutschland in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt werden.

Michael Ton, Rechtsanwalt, Dresden

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