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Meinung: Machtspiel

KRISE IN BOLIVIEN

In Bolivien jubeln jetzt die Armen. Sanchez de Lozada, „der Kriminelle“, wie Gewerkschaftsführer Roberto de la Cruz den Präsidenten nennt, ist weg. Und nun? Nun wird sich gar nichts ändern in Bolivien, denn das Strukturproblem bleibt: Die reiche, weiße Oberschicht regiert das Land im Kartell mit den teilweisen korrupten Bauernführern. Mehr als Zweidrittel der Bolivianer, der indigenen Bevölkerung, leben in bitterer Armut. Und wer hat Schuld? Sanchez de Lozada jedenfalls nicht. Dem Mann muss man jetzt vorwerfen, dass er die Dramatik und die Radikalität, mit der das Volk protestierte, unterschätzt hat: So viele Tote, so weit hätte Lozada es nie kommen lassen dürfen. Andererseits: Lozada ist nicht jetzt gescheitert, sondern weil seine erste Amtsperiode von 1993 bis 1997 für seine ehrgeizigen Reformen nicht ausreichte. Er versuchte, die Indios über mehr Eigenverantwortung der Kommunen zu integrieren, baute den Erziehungs und Bildungssektor aus, brachte wirtschaftliche Reformen im Sinne der großen Industrienationen auf den Weg. Er privatisierte, aber eine direkte Wiederwahl verwehrte ihm die Verfassung. Lozada wollte jetzt seinen alten „Plan Bolivia“ fortsetzen. Aber in einem Land, in dem Korruption auch für Präsidenten überlebenswichtig ist und die wenigen Eliten kein Interesse an Reformen haben, hat keiner eine echte Chance. „Ich warne Sie, die Gefahren, die über dem Land hängen, bestehen fort“, hat Lozada nun gesagt. Den Satz muss auch die internationale Gemeinschaft zur Kenntnis nehmen. Bolivien kommt allein aus der Globalisierungsfalle nicht heraus. ale

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