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Meinung: Manche mögen’s retro

KATJA RIEMANNS ERFOLG IN VENEDIG

Sage noch mal einer, der deutsche Film sei im Ausland nichts wert. Während Katja Rieman auf dem Filmfest Venedig gewinnt, hat Wolfgang Beckers DDRTragikomödie „Good Bye, Lenin!“ nicht nur hierzulande Erfolg, sondern auch in England und Russland. Und 2002 gewann Caroline Link mit „Nirgendwo in Afrika“ den Auslands-Oscar. Wer freut sich da nicht, zumal Riemann in Margarethe von Trottas „Rosenstraße“ großartig spielt. Venedig 2003 stand ganz im Zeichen des politischen Kinos. Da passt ein Preis für ein Melodram über Widerstand in der NS-Zeit ziemlich gut. Seltsam: Immer wenn die Deutschen sich mit ihrer Vergangenheit beschäftigen, liebt man sie im Ausland dafür. Der letzte Venedig-Preis an einen Deutschen ging 1995 an Götz George als „Totmacher“. Hartnäckig hält sich vor allem in Cannes und Venedig die Erwartung, deutsche Filme müssten schwerblütig sein, existentialistisch, tränenreich. Und bitte mit Nachtgestalten! Im Moment rollt die Retro-Welle: gute Aussichten für weitere Auslandspreise. Der ganz junge Gegenwartsfilm, ob Kunst oder Komödie, interessiert andernorts nicht. Das ist, bei aller Freude über Riemanns Preis, doch wieder schade. chp

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