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Margaret Thatcher: "Ich will mein Geld zurück"

Das Ende des Kalten Krieges ist ihr schlecht bekommen. Kurz darauf wurde sie von ihren eigenen Tories aus der Downing Street gejagt. Doch dem Land hatte sie da längst ihren Stempel aufgedrückt. Margaret Thatcher im Porträt.

Ihr Urteil über Deutschland, sagt Margaret Thatcher, hatte sich im Krieg gebildet. Als sie 1984 den Deutschen, in Person des Kanzlers, dann noch einmal eine Chance gab, wurde sie wieder enttäuscht: Helmut Kohl, den sie an seinem Urlaubsort am Wolfgangsee aufgesucht hatte, um über konservative Politik zu reden, entschuldigte sich schon bald mit dem Verweis auf einen weiteren Termin. Dass sie Kohl kurz darauf in einer Konditorei in St. Gilgen vor einem Stück Torte sitzen sah, wird das Misstrauen verstärkt haben, das bei der Frage der deutschen Wiedervereinigung schließlich so unversöhnlich zutage trat: Einer Nation, die entweder Bomben wirft oder Kuchen frisst, ist nicht zu trauen, wird sich die asketische Thatcher damals gedacht haben.

Das Ende des Kalten Krieges ist ihr, die eine große Manichäerin war, auch sonst schlecht bekommen. Kurz darauf wurde sie von ihren eigenen Tories brutal aus der Downing Street gejagt. Doch dem Land hatte sie da längst ihren Stempel aufgedrückt: die Gewerkschaften entmachtet, die alte Labour-Partei zerstört, die Konservativen ihrer Identität beraubt, das Land einer Rosskur unterzogen, das Königshaus verärgert. Der Thatcherismus war das Programm von Privatisierung und Liberalisierung, vor allem aber eine Bereitschaft zur Härte und politischen Unabhängigkeit. Am Ende wurde so aus der gefeierten Falklandsiegerin für fast alle im Land eine Hassfigur; für einige blieb sie eine Ikone.

Doch so vehement sich die Nachfolger im Amt auch von ihrem politischen Erbe abwenden wollten, so deutlich wurde, dass weder die popkulturelle Hochzeit von „Cool Britannia“ in den 90er Jahren noch die dramatischen Auswirkungen der Finanzkrise auf das deindustrialisierte Großbritannien zehn Jahre später ohne Thatcher denkbar sind. Auch der Krieg im Irak steht in der Tradition jener besonderen Beziehung, die von Thatcher und Ronald Reagan begründet wurde. Und selbst in der EU, der sie ideologisch nie viel abgewinnen konnte, hat sich inzwischen eine pragmatischere Haltung durchgesetzt, der die Premierministerin mit ihrem berühmten „Ich will mein Geld zurück“ einst Ausdruck verlieh.

Am heutigen Mittwoch wird die erste Frau an der Regierungsspitze eines europäischen Landes überhaupt 85 Jahre alt. Was sie von ihrem politischen Enkel, dem derzeitigen Premier David Cameron, hält, wird man nicht mehr hören können: Eine Altersdemenz hat die eiserne Lady versteinern lassen.

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