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Marie Bäumer im Porträt: „Die Liebe ist kein Pipifax“

Immer sieht sie großartig aus. Doch Marie Bäumer, schon früh als „zweite Romy Schneider“ gefeiert, gibt sich im Gespräch wie am Dreh eher bodenständig und diszipliniert. Diven mögen andere sein.

Dass man mit ihr Pferde stehlen kann, hat sie als wilde Westernbraut Uschi in Bully Herbigs Klaumaukfilm „Der Schuh des Manitu“ bewiesen. Schon in ihrem ersten Kinoerfolg, Detlev Bucks „Männerpension“, gab die dunkellockige Schönheit aus Hamburg eine selbstbewusste Gangsterbraut, die dem Knacki auf Freigang Til Schweiger das Leben schwermacht.

Auch ihre Buhlschaft, die Paraderolle im Salzburger „Jedermann“Spektakel, das am kommenden Samstag traditionell auf der Domtreppe Premiere feiert, legt Marie Bäumer ersten Berichten nach eher derb an: erscheint radschlagend auf der Bühne, wirft die Haare nach hinten wie eine Mähne, ja, vielleicht wiehert sie gar wie ein Pferd, wenn sie sich rittlings auf einen Partygast an Jedermanns Tafel hockt. Diese Buhlschaft greift in die Vollen.

Die ätherischen Kindfrauen sind ihre Sache nicht, mag sie auch die intrigante Caroline Bonaparte gespielt haben in einer vierteiligen Napoleon-TV-Fassung oder die Missy in der TV-Verfilmung des Tolstoi-Romans „Auferstehung“. Immer sieht sie großartig aus, die hochgewachsene Hamburgerin mit den dunkelblauen Augen, in historischen Roben voll Samt und Seide. Doch Marie Bäumer, die ihrer leidenschaftlich sinnlichen Gesichtszüge wegen schon früh als „zweite Romy Schneider“ gefeiert wurde, gibt sich im Gespräch wie am Dreh eher bodenständig und diszipliniert. Diven mögen andere sein, die 38-Jährige ist eine bodenständige Mutter, fährt Rollerblades, kann Akkordeon spielen und schwärmt für Winnetou.

Weshalb sie auch in Salzburg aus der Reihe tanzt. Eine „wilde junge Frau“, so versteht Marie Bäumer ihre Rolle, in der zuvor Veronica Ferres und Nina Hoss Akzente setzten. Wo es aus Sicht des Publikums auf Äußeres, auf üppiges Blondhaar und Oberweite anzukommen schien, verweigert Bäumer das Korsett und setzt auf Psychologie. Kein Luder sei ihre Buhlschaft, sondern die Verkörperung der Natur und des schieren Lebens. Und eine Liebende, wie sie sie eindrucksvoll auch in Oskar Roehlers Ehedrama „Alter Affe Angst“ gespielt hat: „Die Frau liebt ihren Jedermann wirklich“. Zwei Liebende, die sich nach Kräften verletzen, das ist ein Schema, das auch für die Moritat vom Jedermann herhalten könnte. Auch eine Buhlschaft kann tragisch enden. Christina Tilmann

Christina Tilmann

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